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Vom Büchertisch.
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teilgenommen hat. Die beiden Gelehrten, weichte den meisten Sitzungen
beigewohnt haben, Dr. Zimmer, Professor der Zoologie, und Di\
G r u b e r, Professor der Zoologie, beiahen nachdrücklichst die Echt-
freit der Phänomene. Sehr treffend weist der Verfasser in dem Vorwort
darauf hin, daß es bei Beurteilung der Berichte weniger auf den
beinahe monotonen Inhalt der Phänomene ankommt, ab auf die Art
und Weise ihrer Wirkung auf den einzelnen Gelehrten, auf die Stellungnahme
desselben zu dem beobachteten Gegenstand, sowie auf die aus
dieser Erfahrung gezogenen Schlußfolgerungen. Von diesem Gesichtspunkt
aus betrachtet, bietet das vorliegende Buch auch individualpsychologisch
ein interessantes Kulturdokument für unsere Zeit und
für die zukünftige parapsychologische Forschung.
Außerdem bietet das Werk eine Reihe von interessanten Einzel-
hcobachtungenl und theoretischen Ausdeutungen, darunter solche hervor-*
ragender .Meister der Feder, wie von* Dr. Marcinows ki, Gustav
Mey rink, Thomas Mann, Willi Seidel usw. Die Berichte
Manns sind ein literarisches Meisterwerk.
Abgesehen von diesem gewaltigen Bekenntnis zur Wahrheit, bekundet
von 56 Ijeugev, welche zu den besten Köpfen unseres Vater-»
landes zählen, hat die parapsychische Forschung selbst d^rJi die Versuche
Dr. v. Schrencks auch hinsichtlich der Math > 1k oei Anstellung
solcher Experimente vielleicht den größten bisher erreichten Fortschritt
erzielt, ein Fortschritt, welcher bezüglich der Strenge der Versuchsanordnung
die Crawfordschen Versuche überholt. Lc 'lere mögen,
physikalisch wissenschaftlicher sein, allein in ihren Resultaten zeigerf
sie nicht den Grad von Zuverlässigkeit, der Experimente v. Schrencks,
dessen Untersuchungen übrigens die Richtigkeit der Crawfordschen
Rutentheorie bestätigt.
Gerade in jüngster Zeit, in welcher grandiose Schwindeleien
auf die?V?m Gebiete wieder zutage getreten sind, wird man die
Methodik des Verfassers rühmend anerkennen müssen, dessen Leitmotiv
es ist, daß die Kontrolle nicht streng genug sein
k a n n.
Die Kon trollmaßnahmen sind im zweiten Teil des Buches
geschildert. Sie seien hier nur kurz angedeutet: Entkleidung des Mediums
und ärztliche Untersuchung des nackten Körpers; Bekleidung
mit vorbereiteten Trikotanzug; Einführung in das Sitzungszimmer, dessejn
Betreten vor der Sitzung dem Medium unmöglich ist; ständige Anwesenheit
des Mediums vor dem Vorhang; Kontrolle durch zwei Personen
, die die Hände des Mediums halten usw.
Um die Beobachtung in den verschiedenen Stärkegraden des Rotlichtes
zu gewähi leisten, hat der Verfasser zum ersten Male, — und
sicher als klassisch und bleibend für derartige Versuche — die Markierung
des Mediums, der Gegenstände, des Vorhanges, ja evtl. auch
der Teilnehmer durch Leuchtfarbe in großem Umfange durchgeführt,
und zwar obwohl das rote Licht schließlich sehr stark war, so daß die
Markierung nicht mehr notwendig gewesen wäre.
Die* Verfahren bietet eine unübertroffene Erleichterung sicherer
Beobachtung in Dunkelsitzungen. Medien, welche sich dieser Methode
nicht unterwerfen wollen, scheiden als suspekt aus.
Ein weiterer Punkt, der allerdings dem Leser nicht so eindrücklich
erscheinen mag, ist die Tatsache, daß Schrenck planmäßig und zielbewußt
das Mediumr vier Jaihre hindurch zur wissenschaftlichen Beobachtung
erzogen hat. Der Autor hat schon in den ersten Sitzungen im
Familienzirkel in Braunau durch Unterweisung der Eltern und Teilnehmer
dafür gesorgt, daß sich das Medium langsam an die wissenschaftliche
Kontrolle gewöhnte und sich schließlich Bedingungen unterwarf
, die kein bisher bekanntes Medium angenommen hätte. Ich bin
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