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Bruck: Über Entlarvung von Medien. #195
Zwei Stimmen zum Kapitel der „Entlarvungen44.
Dm» beispiellose Hetze, die mit Hilfe der jüngsten „Entlarvungsmanöver
" gegen die Parapsychologie entfacht worden ist, hat nach den
Triumphen, die unsere Forschung in den letzten Jahren feiern durfte,
einen starken Rückschlag in der öffentlichen Meinung erzeugt. Wieder
einmal glaubl man, die neue Wissenschaft und ihre Verfechter endgültig
zur Strecke gebracht zu haben. Es ist daher nicht bedeutungslos,
daß es zwei Mitgliedern unserer Gesellschaft gelungen ist, in führenden
Berliner Zeitungen zu Worte zu kommen, um den ausgestreuten Verleumdungen
entgegenzutreten. Gerade im Falle Laszlo ist es geraten,
in Schärfster Form zum Gegenangriff überzugehen, da das hier angewendete
Verfahren der ökkultismusgegner wohl einzig in der Geschichte
der Wissenschaft dasteht und Sühne verlangt. Wir bringen
die erwähnten beiden Aufsätze ungekürzt zum Abdruck in der Hoffnung
, daß die in ilmen erhobene Anklage nicht eher verstummt, als
bis eine restlose Klärung der Angelegenheit Laszlo von gerichtlicher
Seite erfolgt iVi.
lieber Entlarvung von Medien.
Von Dr. med. Carl Bruck, Berlin.
Die Unbefangenheit der um die wissenschaftliche Aufhellung des
umstrittenen okkultistischen Arbeitsgebietes Bemühten wird durch von
außen kommende Unterbrechungen gefährdet. Die Geschichte des
Okkultismus könnte dem oberflächlichen Betrachter beinahe als eine
Geschichte sensationeller Entlarvungen erscheinen.
Von Paris und fast mit gleichem Datum kam kurzlich von Budapest
wieder seltsame Kunde und wurde von der Oefientiichkeit als
Sensation von hohen Graden begrüßt. Man hat zwei „große
Medien" entlarvt. In Paria drückt ein Areopag von Sorbonne
-Professoren unter Führung von Langevin dem Polen
Guzik nach peinlicher Untersuchung das Brandmal auf die Stirn, erklärt
seine Fhaenomene als Akrobatenschwindel und läßt ihn laufen.
Und Laszlo, der Madjare, machfs den Entlarvern noch viel leichter: er
entlarvt zunächst sich selbst als Henwzauberer von Blendweik (aus Watte,
Mull und Gänsefett) und entlarvt als Zugabe — wie er sich rühmt (das
würzt das Mahl noch mehr), — den bekanjntesten Mediumforscher der Gegen-*
wart als Hohlkopf, ihn, den gelehrten Verfasser weltberühmter okkultistischer
Bücher, aus denen der Zauberlehrling die Waffen holt, um den Meister
nun selbst zu düpieren. Wenn es so wäre, würde sich die Laszio-
Affäre zum grandiosesten medialen Schwindel aller Zeiten und Himmelsstriche
auswachsen. Und deren hat es schon reichlich viele und recht
respektable gegeben von Apollonius von Tyana bis zur Dame Anna
Rothe. Denn, was das über das wesentliche des Problems naturgemäß
nicht genügend unterrichtete Publikum nur als pikantes Tagesereignis
interessiert oder wie ein unerhörter Skandal erhitzt, ist den ernsthaften
Erforschern dieses Seelengrenzlandes, des Okkultismus (jetzt
besser Parapsychologie genannt), etwas Alltägliches, sozusagen, fast
liebgewordenes, an dem sie die Zulänglichkeit ihrer Methodik und die
Akribie ihrer Beobachtung messen können.
Charles Riebet, der Pariser Physiologe und einer der besten
Kenner des Okkultismus, der selbst sich von der Realität aller okkulte«
Phänomene, der subjektiven (Telepathie und Hellsehen) wie der objektiv
-physikalischen (Fernwirkungen und Materialisationen) durch eigen-ö
seit Dezennien fortgeführte Versuche überzeugt zu haben erklärt, sagt
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