Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
51. Jahrgang.1924
Seite: 197
(PDF, 233 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Bruck: Über Entlarvung von Medien. 197

im Dezember 1923 mit Ouzik, den er im Sommer in Warschau zuerst
beobachtet hatte, vorgetragen, und dabei auch das Pariser Protokoll
benutzen können. Dr. Neumanns siebzehn Baden-Badener Versuche
folgten unmittelbar auf die Pariser Sitzungen und werden als exakt
kontrollierte Experimente geschildert, mit dem Ergebnis einer großen
Reihe von parapsychischen Phänomenen: Fernwirkungen aller Art (Berührungen
und Bewegungen), Leuchtphänomene und sichtbare Phantome
(sich selbst im Räume bewegende Gesichter, deren hörbar gesprochene
Worte von Dr. Neumann selbst allerdings auf eine autosuggestive
Betätigung des im somnambulen Trance redenden Ouzik
zurückgeführt weixlen). Die Neumannschen Befunde wurden von einem
Mitgliede der Oesellschaft, einem bekannten Berliner Augenarzt, bestätigt
und ergänzt, der 1917 in Warschau als Arzt eines Kriegslazaretts
eine größere Reihe von Versuchen veranstaltet hat, für deren gute Kontrolle
er sich verbürgte; Guzik sei ein echtes Medium.

Die Pariser Protokolle lassen nach Dr. Neumann den Polen keinesfalls
als ertappten Schwindler en flagrant delit erkennen; vielmehr hätten
die Professoren diesen merkwürdigen Schluß aus der Tatsache gezogen
, daß einer von ihnen die Ouziksche Fernbewegung eines Tisches
mittels seiner Beine nachahmen konnte, und daß darauf in vier
Sitzungen mit besonderer Kontrolle (Verwendung von phosphoreszieren*
den Leuchtbändern nach der Methode von Schrenck-Notzing) keine
Phänomene mehr auftraten. Wenn man die bekannten und unberechenbaren
, unterbewußten Hemmungen der medialen Psyche in Rechnung
setzt, kann man Dr. Neumann in seiner Olossierung der Pariser Beweisführung
als einer dürftigen und unwissenschaftlichen nicht ganz
unrecht geben.

Soweit die Tatsachen, über die hinaus die von Neumann gegebene
Theorie der Phänomene (eine besonders leichte Spaltbarkeit der Psyche
des Mediums in einzelne autonome Bestandteile, die vermöge einer
noch zu erforschenden Energie als formbildende, aber vom Willen des
Mediums beeinflußbare Trancepersönlichkeiten auftreten) eben nur die
Reihe der schon vorhandenen Theorien um eine interessante vermehren
kann, auch wenn sie sich auf den neuen naturphilosophischen Satz
von der Wesensgleichheit von Materie und Energie stützt und das
Raumzeitpioblem und seine Bindung an die Materie als Orientierungs-
hypothese heranzieht.

Es ist möglich, daß einmal in Zukunft eine tragbare Theorie der
Mediumität wird allgemein akzeptiert werden können, wenn erst ihre
Phänomene als real von der Majorität der Naturwissenschaftler anerkannt
sein werden. Dann wird die Entlarvung von Schwindlern nur
noch eine Sache der wissenschaftlichen Polizei sein, die den Einzelfall
festnagelt, ohne ihm eine genereile Bedeutung für die Parapsychologie
selbst beizulegen.

Vorläufig aber sind wir noch nicht so weit, und die Parapsychologeti
haben immer noch neues Tatsachenmaterial bis zur allgemeinen wissenschaftlichen
Legitimierung der okkulten Phänomene herbeizuschaffen.
Es verdient deshalb ein Lob, daß die Berliner Aerzte-Gesellschaft für
parapsychtsdhe Forschung den Polen Guzik voraussichtlich schon im
März in einer längeren Experimentalserie auf seine mediale Unantastbarkeit
mit peinlichen Kontrollmaßnahmen zu beobachten gedenkt. Erst
nach Erledigung dieser Untersuchungsarbeit wird man über den einen
der beiden sensationellen Fälle wohl sagen können: causa finita.

Wie das Ergebnis aber auch sein wird, über den Einzelfall hinaus
wird die Diskussion über das in vielfachem Betracht bedeutungsvolle
mediale Oesamtpioblem, losgelöst von jedem sensationellen Akkompagne-
ment nicht sobald verstummen.


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