Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
51. Jahrgang.1924
Seite: 218
(PDF, 233 MB)
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218 Psychische Studien. LI. Jahrgang. 4. Heft. (April 1924.)

bei Mach. Wundt selbst hat ja übrigens im zweiten Bande seiner
Logik eine anerkennende Darlegung der Einsteinschen Lehre gegeben,
wie nebenbei bemerkt sei.

Für die Beurteilung der Stellung Kants zu Einstein sind vielleicht
folgende Bemerkungen angebracht. Was in der Physik beobachtet
wird, sind gewisse raum-zeitliche Koinzidenzen. Diese Beobachtungen .
sind zweifellos Erlebnisse, werden also im psychologischen Sinne räum-
zeitlich wahrgenommen. Bei der mathematisch-physikalischen Darstel-
lung handelf es sich um eine begriffHch-logiLhe Erfassung der in
den Erscheinungen unserm Intellekt gegenüber zutage tretenden Ge-
setzmäßigkeiten. Die Beobachtungen sind anschaulich, die durch
mathematische Funktionen ausgedrückten Gesetze nicht. Da taucht
nun die Frage auf: Kann nicht vielleicht die Welt der Erscheinungen
im Kantschen Sinne durch die Formen unserer Anschauung (ihrer
Form nach) zwar erzeugt, aber ihre Erkenntnis in adäquaten Urtei-
len nicht eben durch die Formen der Anschauung sondern durch das
vierdimensionale Ordnungsschema geschehen? Wird diese Frage bejaht
, dann freilich läßt sich Kants System so modifizieren, daß es
die Einsteinsche Physik umfaßt, ohne daß der Kern der Kantschen
Philosophie preiszugeben wäre. Wir begnügen uns damit, diese Frage
angeschnitten zu haben und schließen mit einigen metaphysischen
Beachtungen über Raum und Zeit.

Da Raum und Zeit in Mathematik und Physik logische Konstruk-
tionen sind, in der Mathematik als Selbstzweck, in der Physik als
Ordnungsschema zur möglichst übersichtlichen Erfassung der Gesetzmäßigkeiten
in der Erscheinungswelt, so muß die Metaphysik an Raum
und Zeil im psychologischen Sinne anknüpfen. Was sind Raum und
Zeit, *> wie wir sie erleben, das ist die "groß« Frage. Wählen wir
einmal den Kantschen Standpunkt! Wenn man auch nicht behaupten
kann, daß es Kant, wie seine Absicht war, gelungen ist, seine Stellung
zum Raum-Zeit-Problem als die einzig richtige streng logisch'
zu beweisen, so ist seine Ansicht über Raum und Zeit doch äußerst
wertvoll. „Raum und Zeit (im psychologischen Sinne möchten wir
hinzufügen) haben empirische Reahit und transzendentale Idealität-
Wenn aber Raum und Zeit bloße Formen unserer Anschauung
sind, so müssen wir die logische Möglichkeit von Wesen mit andren
Anschauungsformen zugestehen. Dabei kann es sich um mehr oder
weniger weitgehende Modifikationen unserer Anschauungsformen handeln
. Es können aber auch die Anschauungsformen von den unsrigen
derart verschieden sein, daß wir sie uns nicht einmal durch einen
Vergleich nur einigermaßen anschaulich zu machen vermöchten. Wenn
man schon einmal Metaphysik treibt, so tut es dringend not, die
Möglichkeit von Zuständen, Dingen usw. anzuerkennen, die unserm
Bewußtsein in keiner Weise zugänglich sind, da einfach in unserer
Gesamtorganisation die Erkenntnismöglichkeit hierzu völlig fehlt. Obwohl
von Spinoza schon — wir können gleich sagen — dem einzig
Realen unendlich viel Attribute zugeschrieben wurden, von denen uns


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