Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
51. Jahrgang.1924
Seite: 219
(PDF, 233 MB)
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Carl: Betrachtungen über das Raum-Zeit-Problem.

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Menschen aber nur zwei, Denken und Ausdehnung, zugänglich wären,
begegnet man immer und immer wieder der philiströsen Auffassung,
daß Geist und Materie das einzig Mögliche seien.

Was nun die Möglichkeit anderer Anschauungsformen anbetrifft,
so besteht eine große Mannigfaltigkeit. Wir greifen als Beispiel nur
einige wenige heraus; denn der Phantasie ist hier ein weiter Spiel-
räum gelassen. So könnte es Wesen geben, die eine vierdimensionale
Raumanschauung, hingegen-.dieselbe Zeitanschauung wie wir haben.
Wenn uns die genannte Raumanschauung auch unfaßbar ist, so können
wir sie uns durch Vergleiche und Analogieschlüsse doch näher bringen
. Da wir selbst eine dreidimensionale Raumanschauung haben,
sind wir in der Lage anzugeben, welchen Beschränkungen Wesen mit
o-, i- bzw. 2dimensionaler Raumanschauung unterworfen sind. Wie
nun diese Wesen sich von einer i., 2. bzw. 3. Dimension keine Vorstellung
machen können, so verhalten wir uns einer 4. Raumdimension
gegenüber. Was Wesen mit vierdimensionaler Raumanschauung mit
Hilfe ihrer vierten Dimension wahrnehmen, bleibt uns ganz und gar
verborgen. Aehnlich wie wir uns vierdimensionalen Wesen gegenüber
verhalten, würden sich diese gegenüber Wesen mit mehr als vierdimensionaler
Raumanschauung verhalten. Uebrigens muß man hier sehr
vorsichtig in der Ausdrucksweise sein. Wer z. B. auf Kantschem Standpunkt
steht, darf nicht sagen, daß uns die vierten Raumdimensiom
unzugänglich sei, weil er ja dann schon einem Raum mit vier oder
mehr Dimensionen Realität zuschreibt, während eben bei Kant Raum
und Zeit bloße Anschauungsformen sind. Zöllner nahm einen vierdimensionalen
Raum an und benutzte die vierte, uns unzugängliche
Dimension in Verbindung mit Spirits zur Erklärung okkulter Phänomene
. Hiermit hängt bekanntlich die populäre Ausdrucksweise
„Vierte Dimension" für alles Uebersinnliche zusammen.

Es sind auch Wesen denkbar, die neben einer etwa dreidimensionalen
Raumanschauung die Zeitanschauung in Form einer Raumdimension
besitzen. Wie wir nun im Raum in die Ferne blicken können
, wobei allerdings mit zunehmender Entfernung das Wahrgenommene
immer undeutlicher wird, so könnten die gedachten Wesen
bei entsprechender Organisation zeitlich voraus- und zurückschauen,
vielleicht auch wieder so, daß die Ereignisse um so undeutlicher erscheinen
, je weiter sie von der Gegenwart entfernt sind.
t Wesen mit nuUdimensionaler Zeitanschauung würden immer nur
in der Gegenwart leben. Eine Erinnerung und eine Zukunftserwartung
wären niclt möglich und da^it ein seflisches Leben hinfällig; viel!
leicht die Stufe des Vegetieiens.

Die Vorstellung von Wesen mit mehr als eindimensionaler Zeitanschauung
ist für unseren Verstand eine harte Zumutung. Man
kann vielleicht bis zu einem gewissen Grade eine Gruppe von Menschen
, etwa ein Volk, als ein Wesen mit zweidimensionaler Zeitanschauung
ansehen. Alle psychischen Elemente machen doch in jedem
Augenblick einen Bewußtseinskomplex, eine Tfinheit aus, in der die


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