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Kindborg: Die Spukereignisse auf Java. 221
Ein ganz gefährlicher Pfadfinder ist das Gefühl; denn zwei .verschieden
veranlagte Menschen werden durch ihr Gefühl ganz verschiedenen
Weltanschauungen in die Arme getrieben und selbst du Pre 1,
der doch dem Gefühl sehr entgegenkommt, betont, daß bei der Suche
nach Wahrheit, das Gefühl zu schweigen habe. Für den Forscher
muß das kalte und stolze Wort Studys gelten: „Was ^kümmern
mich Gefühle, ich will Wahrheit."
Die Spukereignisse auf Java im vorigen Jahrhundert
Zugleich ein Hinweis auf die Beurteilung und
Erforschung künftiger Spukerscheinungen
Von Dr. Erich Kindborg, Facharzt für innere und Nervenkrankheiten
in Breslau.
Die berühmten Spukereignisse auf Java sind nicht neu.
Ihre ursprüngliche Beschreibung vergilbt bereits in vergessenen
Bänden und Archiven. Wenn ich mich trotzdem entschlossen
habe, sie nochmals ans Licht zu ziehen, so geschieht
dies aus einem dreifachen Grunde: einmal, weil sie
behördlich gut untersucht und beglaubigt sind, zweitens, weil
mir die Liebenswürdigkeit und das fachwissenschaftliche
Interesse des Herrn W. Schmedes, vereidigten Dolmetschers
der holländischen Sprache in Breslau, zwei alte
Nummern des Thiemes Nieuw Ädvertentieblad im Original
fand in freundlichst angefertigter Uebersetzung, zugänglich
gemacht hat, in denen auch von späteren, meines Wissens
<noch {nicht bekannten Spukerscheinungen auf Java, Mit?
teilung gemacht wird, und drittens, weil es nicht nur interessant
, sondern geradezu lehrreich erscheint, die alten Ereignisse
im Lichte neuerer Erkenntnis zu betrachten. Ist es
doch nur auf diese Weise möglich, aus ihnen Folgerungen
für die Beurteilung künftiger Ereignisse, die sich allerorts
wieder ereignen können, zu ziehen. Hinzu kommt
üocli, daß mir Herr Schmedes, der viele Jahre auf Java
gelebt hat, zu dem in Rede stehenden Gegenstande wertvolle
Erläuferungen geben konnte.
Die Uebersetzung der am 3. und 4. August 1893 zu Soe-
rabaia auf Java erschienenen Artikel lautet:
Geheimnisvolle Begebenheiten.
„In den letzten Monaten hat der Bericht einer mysteriösen Sache,
von der wir soviel g'auben können, als wir wollen, in den javanischen
Zeitungen viel Aufsehen erregt: Anläßlich des Umhauens eine? heiligen
Waringinbaumes durch einen Beamten irgendwo im östlichen Java
sollen in dessen Wohnung sich allerlei unangenehme geheimnisvolle
Dinge ereignet haben. Ohne an der Wahrheitsliebe des Berichterstatters
zweifeln zu wollen, meinen wir doch erst authentische Berichte
abwarten zu müssen, ehe wir sagen, was wir davon glauben
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