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Kindborg: Die Spukereignisse auf Java. 223
noch verwundert zu sein. Die Sache machte so viel Aufsehen, daß
der Generalgouverneur Baud den Assistenten-Residenten von Kessinger
beauftragte, darüber, zu berichten."
Dieser Bericht ist in der Januarnummer vom Jahre 1881
der Psychischen Studien abgedruckt. Darauf hatte Herr
Rechtsanwalt Dr. B ohn in Breslau, den Dr. v. Schrenck-
Notzing in seinem neuesten Werk über die Materialisa-
tijonsphänomene mit Recht als einen der besten Kenner der
Spukerscheinungen hierzulande bezeichnet, die Güte, jtnich
«aufmerksam zu machen. Ich nehme daher von einer ausführlichen
Wiedergabe Abstand. Der kurze Inhalt ist der,
daß Herr v. K. bei der Rückkehr von einer Inspektionsreise
eine große Menschenmenge vor seinem Hause versammelt
sah und seine Frau ihm erzählte, im Innern des Hauses fielen
auf unerklärliche Weise Steine. Der Genannte wurde,
wie er selbst ausführt, einigermaßen böse und meinte, ein
Mensch mit gesunden Augen müsse doch wohl sehen können
, durch wen die Steine geworfen würden. Er geht ins
Haus — und findet die Ursache auch nicht, überzeugte sich
vielmehr, daß dies nicht durch Menschenhände geschehen
konnte. Er ließ die Nebengebäude zwangsweise räumen und
did »Bewohner polizeilich bewachen, trotzdem dauerte die
Erscheinung fort. Eigentümlich war, daß sie sich bei ge-
sichlossenen Türen und Fenstern verstärkte. An einem Tage
fielen gegen 1000 Steine, darunter solche bis zu neun Pfund
Gewicht. Bemerkenswert "'ist noch folgender Satz des Berichtes
: „Den Umstand, daß die Steine meistens in der Nähe
eines 11 jährigen javanischen Mädchens fielen, ja, das Kind
zu verfolgen schienen, erwähne ich eben, ohne näher darauf
einzugehen, da dies weniger wichtig erscheint und den Bericht
auch zu lang machen würde." Dieser Bericht ist durch
eine Reihe von Zeugen, die teils fortwährend teils zeitweilig
bei den Ereignissen zugegen waren, durch Namensunterschriften
beglaubigt.
Im Anschluß an den Bericht führt General van Swie-
ten, der ihn in der Tydschrift voor Nederl. Indien 1872 U*
495 mitteilt, noch eine Reihe weiterer Einzelheiten an, die er
den persönlichen Mitteilungen des Generals M i c h i e 1 s und
des mitunterzeichneten Hotelbesitzers Dornseiff verdankte
. Danach besteht im ganzen indischen Archipel unter
den Eingeborenen der Glaube an das Werfen von Steinen
ulnd Kies durch Geisterhände in geschlossenen Räumen.
Die landesübliche Bezeichnung dafür ist „Gandarua" (der
(deutschen Aussprache gemäß geschrieben). Der erwähnte
Steinregen hatte insofern ein Vorspiel gehabt, als das kleine
Mädchen schon zwei Tage vorher in Gegenwart der Frau
v. Kessinger, während der Hausherr noch auf der In*
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