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Kleine Mitteilungen.
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geträumt, er wäre bei seinen Eltern, hätte dort mit Aepfeln geworfen*
und an Türen und Kästen geklopft. Daraufhin besuchte ihn seine
Mutter ein paar Tage später voller Angst, und erzählte ihm, alle
Aepfel seien ohne sichtbare Ursache von den Bäumen heruntergeschlagen
worden, auch hätte es an Türen und Kasten geklopft. Die
Mutter vermutete, daß diese rätselhaften Dinge mit ihrem Sohne, dessen
sonderbare Art ihr bekannt ist, im Zusammenhang ständen. —
Diese Erzählungen meines rätselhaften Bekannten auf ihre Sachlichkeit
hin zu prüfen, ist mir, wie schon bemerkt, nicht möglich
gewesen, aber nach den okkultistischen Forschungen der letzten Jahre,
namentlich in der Richtung des physikalischen Mediumismus, gewinnen
sie m. E. ein nicht geringes Interesse und weisen vielleicht auf gewisse
Teilprobleme und Fragen hin, die wiederum das Hauptproblem
beleuchten und mit neuen Möglichkeiten bekannt machen könnten.
Kleine Mitteilungen.
Das „Liachti". Die erste Mitteilung dieser Art scheint doch
größeres Interessp zu verdienen, als es anfänglich schien. Von einer
Leserin geht uns folgende interessante Schilderung zu, die allerdings
verdient, neu ausgegraben zu werden.
Eine merkwürdige Naturerscheinung. Mit der Bitte
um Veröffentlichung wird uns folgende kleine Nalurbeobachtung über-
sandt: Im Jahre 1909 weilte ich längere Zeit auf dem Oute eines
Verwandten in Ostpreußen. Das Gut lag an einer Chaussee. Hinter
derselben befand sich ein sanft abfallendes Gelände — die fast ausnahmslos
bebaute Ackerfläche des Gutes. Die Herbsttage des genannten
Jahres waren sehr dunkel und nebelig. Es lag kein Schnee. An
einem dieser Tage, abends gegen 7 Uhr, kommt der auf dem Gute noch
im Viehstall beschäftigt gewesene Verwalter ziemlich bestürzt in meine
Wohnung und berichtet, er hätte auf dem Wege zum Dorfe, den er
in Begleitung der Melkfrauen ahgetreten hatte, vom Feld her ein Licht
au? sich zukommen sehen. Er beschrieb dasselbe so, als wenn jemand
mit einer Laterne daher käme, in der sich ein dunkelrot glühendes
Licht befand. Das Licht, das dicht über dem Erdboden dahinglitt,
nahm seinen Weg direkt auf die Leute zu und hielt etwa zehn Schritt
vor ihnen still. Während die Frauen erschreckt auseinanderliefen,
fragte der etwas beherztere Mann, wer da sei. Zu seinem Erstaunen
aber bemerkte er, daß das Licht von niemand getragen wurde, sondern
selbständig zu wandeln schien. Auf den Anruf bewegte sich das
Licht nun lautlos wieder zurück und verschwand hinter einem kleinen
Hügel. Da mich dieser ungewöhnliche Spuk interessierte, ging ich
in Begleitung des Verwalters auf den Platz, wo er die Erscheinung
gesehen hatte. Einige Zeit sahen wir nichts. Plötzlich fiel mir in
etwa fünfzig Schritt Entfernung, auf der grünen Wintersaat liegend,
eine kleine rotglühende Kugel auf. Während ich meinen Begleiter
darauf aufmerksam machte, rollte der Ball eine kurze Strecke weiter,
das Grün ringsum beleuchtend, und erhob sich zu meiner Ueber-
raschung 10—15 Meter in die Luft und schwebte weiter. Etwa 1 bis
2 Meter hinter diesem Licht tauchte in Zwischenräumen ein zweites
auf, gleichsam mit dem anderen verbunden. Nun flog die Erscheinung
auf einem großen Platz, Ellipsen beschreibend, immer auf und ab.
Dieses Spiel dauerte so lange, daß ich Zeit genug hatte, den Gutsbesitzer
, dessen Frau und Schwiegervater, herbeizurufen, die sich das
merkwürdige Schauspiel lange Zeit ansahen, ohne eine Erklärung
dafür zu finden. Dieselbe Erscheinung war sehr häufig zu beobachten
und stattete sogar dem Gehöft einen Besuch ab. Wenn man auch
nur den Versuch machte, sich zu nähern, wich der Gast scheu zurück,
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