Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
51. Jahrgang.1924
Seite: 240
(PDF, 233 MB)
Bibliographische Information
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1924/0250
24t Psychische Studien. LI. Jahrgang. 4. Heft. (April 1924.)

Hundertvier Experimentalsitzungen hat Schrenck mit Willi vorgenommen
. Die meisten in seinem eigenen Laboratorium, fünfzehn
im psychologischen Institut in München, nur einzelne außerhalb. Um
Irrtum auszuschließen: die Sitzungen im psychologischen Institut trugen
keinerlei offiziellen Charakter, es waren Schrenck-Sitzungen, nur in
einen neutralen Raum verlegt.

Jedes Medium hat eine Spezialität. Dieser Ausdruck besteht zu
Recht, mag man die Phänomene für „echt" oder „unecht" halten. Willis
Spezialität ist die Fern Wirkung (Telekinese). - Befindet er sich im
Trance, so ereignen sich unerklärliche Bewegungen: Ringe, Fächer,
Taschentuch, Papierkorb, Tisch werden bewegt, erhoben, die leichten
Gegenstände in der Luft schwebend herumgeführt, beiseite geworfen.
Spieluhren werden in Gang gesetzt, auf Tischen gepoltert, mit Schellen
und Tamburin gelärmt, Anwesende berührt. Dies alles wird von sämtlichen
sechzig Teilnehmern völlig konform berichtet, subjektive Täuschung
ist also ausgeschlossen.

Bleibt die Frage: Wie wird es gemacht. Denn w;e auch immer
man zu den okkulten Dingen steht: diese Frage muß in jedem Falle
immer und immer wieder mit aller Gründlichkeit gestellt und ausgekehrt
werden, denn die Annahme einer bislang noch unbekannten,
also okkulten Ursache ist nur statthaft, wenn alle anderen Ursachen
als völlig ausgeschlossen gelten dürfen.

Dies ist das Kapitel „Kontrolle". Sie unterscheidet Okkultismus
als Glaubensbefriedigung und pietistisches Gesellschaftsspiel vom Okkultismus
als Wissenschaft. Ueber die Notwendigkeit emer einwandfreien
Kontrolle sind sich Okkultisten und ihre Gegner meinungseinig; nur
darüber, welche Kontrollen als „einwandfrei" gelten können, gehen
leider die Meinungen sehr weit auseinander. Ueber die Kontrollen
bei Willi sagt Ding wall, ein abgebrühter Spiritistenprüfer: „Tatsächlich
kann ich mich keines Mediums erinnern, das sich einer ähnlichen Kontrolle
unterwirft wie Willi.. . Von zwei Personen gehalten und durch
leuchtende Nadeln gekennzeichnet, ist ihm ein Entschlüpfen unmöglich,
und wsre nutzlos, falls es möglich wäre... Die eindrucksvollsten
Phänom2ne gehen in einem Gazekäfig vor sich, dessen einzige offene
Seite dem Medium sowohl wie den Sitzungsteilnehmern abgewandt ist."

Der Wert der durch Schrenck herbeigeführten Beobachtungen okkulter
Phänomene durch eine große Zahl neutraler und uiteilsfähiger
Personen ist außerordentlich groß. Aber wenn sich an diese Serie
von Einzelbeobachtungen nunmehr nicht rationelle wissenschaftliche
Weiterarbeit anschließen kann, so ist ein großer Aufwand nutzlos vertan.

Diese wissenschaftliche Weiterarbeit ist heute, scheint es, nur eine
Geldfrage. Willi macht — wer will es ihm verdenken — aus seiner
Kraft (oder seiner Geschicklichkeit) eine Erwerbsquelle. Zurzeit arbeitet
er in Wien, wo ihm mehr geboten wurde, als Schrenck weiterhin aufwenden
konnte oder wollte. Nun hat er ein* Angebot aus Paris —
ein Medium dieser Qualität ist eben ein begehrter Artikel. Sollten aber
wirklich in Deutschland für einen solchen Zweck nicht die ein- bis
rweimalhunderttausend Mark aufzubringen sein, die erforderlich sind,
um endlich Klarheit zu gewinnen?

Denn heute sieht die Frage in der Tat auf Ja oder Nein. Gelingt
es, Willi zu bestimmen, sich ein Jahr ausschließlich wissenschaftlicher
Arbeit' zu widmen; gelingt es, die Versuchsbedingungen auf Grund
der gewonnenen Erfahrungen noch weiter zu verfeinern und auszugestalten
; gelingt es, die gewonnenen Resultate zu bestätigen und zu
erweitern: dann würden sich der menschlichen Erkenntnis weit tiefere
Einblicke und Ausblicke eröffnen, als wenn Pharaonen-Gräber geöffnet
oder die Konjugationen der Batuto-Dialekte studiert werden, für


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