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242 Psychische Studien. LI. Jahrgang. 4. Heft. (April 1924.)
horten Betruges geworden: dann freilich wird man berechtigt sein, die
ganze alexandrinische Bibliothek okkultistischer Literatur an allen vier
Ecken anzuzünden und sämtlichen, aber auch sämtlichen, bisherigen
Zeugnissen für physikalischen Okkultismus als -Wissenschaft jeden, aber
auch jeden, Wert abzusprechen. Denn welchen Wert sollen die vergleichsweise
harmlosen Experimente eines Crookes, eines Zöllner, eines
Kichet und tutti quanti behalten, wenn diese sechzig aufrechten Männer
betrogen werden konnten von „medialen Erscheinungen, wie sie noch*
niemals unter so vollkommenen Kontrollen konstatiert wurden"?
Ist Okkultismus eine Glaubenschaft, undiskutierbar, unbeweisbar,
unbewertbar wie jeder Glaube — oder kann ihm eine Wissenschaft
entsteigen, wie die Astronomie der Astrologie, die Chemie der Alchimie ?
Zu dieser Entscheidung müßte der Fall Willi führen. Wem es um
das Vordringen wissenschaftlicher Erkenntnis zu tun ist; wem tun die
Trennung zwischen Wissen und Aberglauben im Okkultismus; wem
um die Entseuchung geistigen Lebens überhaupt: aer darf seine Mitwirkung
nicht versagen.
Journal of the soeiety for Psyehical Research. November 1923.
Das Heft enthält einen bemerkenswerten Fall von
Vormahnung mittels einer Kristallvision, den Sir
William Barrett mitteilt. Frl. St. John Montague, eine Dame, die
vielfach Kristallsellversuche machte, traf bei einer bekannten Frau R.
eine ihr unbekannte Dame „Frau Holt", und wurde gebeten für diese
in den Kristall zu sehen. Als sie hineinsah, bekam sie gleich einem
Schrecken, und wollte nichts sagen, aber auf inständige Bitten teilte
sie doch mit, daß Frau Holt durch eine grausige Tragödie in kürzester
Zeit Witwe werden würde. Frau Holt lacnte sie aus, und meinte, dazu
läge gar kein Anlaß vor. Bald nach dieser Szene schrieb Frl. Montaguia
ihr Gesicht genauer auf. Die Notizen besagen, daß sie in einem
Rauchzimmer einen Herrn sieht, der umhergeilt, und dann erregt den
Hörer vom Telephon ergreift und ins Telepnon spricht, in der rechten'
Hand halte er einen Revolver, er richtet den Revolver gegen die
Tür, um sich schließlich mit verzweifeltem Gesichtsausdruck eine Kugel
durch den Kopf zu jagen. Drei Tage später kommt Herr R., der Mann*
der Dame, bei der der Versuch stattfand, zu Frl. Montague und sagte
ihr bei der Gelegenheit, daß er zu Herrn Holt gehe, der inn angeruten
habe. Frl. Montague bittet ihn», in einer plötzlichen Ahnung, nicht zw
gehen, erstaunt sagte Herr R, Herr Holt habe ihn dreimal angerufen
und ihm gesagt, er solle sofort zu ihm kommen, „er wolle inn mitnehmen
". Frl. ^Montague bat ihn nochmals, nicht zu gehen, er setze
sein Lebein aufs Spiel, daraufhin versuchte Herr R, den Herrn Holt
anzurufen, aber die Sprechsteile gibt keine Antwort. Nachdem er durch
diese Erörterung etwa eine Viertelstunde aufgehalten worden war, eilt
Herr R. davon. Frl. Montague berichtet nun weiter, daß sie kurze
Zeit darauf von Herrn« R. angerufen wurde, der ihr sagte, daß in
dem Augenblick, als er das Haus von Herrn Holt betrat, er einen Schuß,
hörte, als man in das Zimmer des Herrn Holt trat, lag dieser tot auf
dem Boden, dem Revolver in der Hand, neben dem Telephonapparat,
sowie sie ihn im dem Gesicht gesehen habe. Es ist wahrscheinlich, daß,
wenn Herr R. früher zu Herrn Holt ins Zimmer getreten wäre, ihn
dieser in der Tat „mitgenommen" hätte auf der Reise ins „unbekannte
Lnad#< Hvri und Frau R. sowie Frau Holt bezeugen, daß Frl. Montague
drei Tage vor dem Ereignis die Tragödie angezeigt hat, dagegen
scheint die nachherige Abfassung des genauen Berichts über die
Einzelheiten, den Barrett eingesehen hat, auf dem Zeugnis der Seherin
allein zu beruhen. Der Fall ist jedenfalls bemerkenswert gut bezeugt
und berichtet, und ist ein wichtiger Beweis all der zeitlichen Vorschau.
Frl. Montague hat auch sonst ötter Beweise ihrer Seherschaft gegeben.
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