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Vom Büchertisch
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Vom Büchertisch.
Der Grundriß der Parapsychologie und Parapsycho-
p h y s i k des nunmehr 70jährigen berühmten Gelehrten und Naturforschers
Prof. Charles Riebet liegt in deutscher Uebersetzung vor
uns, (übertragen von Rudolf Lambert, Union Deutsche Verlagsgesellschaft
Stuttgart, 490 Seiten).
Die Uebertragung ist dem Original gegenüber fast um die Hälfte
gekürzt. Trotzdem bleibt es ein monumentales Sammelwerk von mustergültigen
Beispielen und Beobachtungen aus dem geheimnisvollen Gebiet
des Metapsychischen, das seit einigen Jahrzehnten der Tummelplatz
ernster experimentaler wissenschaftlicher Forschung geworden ist. Wie
kaum ein zweiter hat Prof. Riebet fast sein ganzes, an exakten wissen *
schaftiicheu Arbeiten überreiches Forscherleben auch in den Dienst
dieser noch so rätselhaften Erscheinungen gestellt und berichtet nun
wie abschließend über das, was seinem Leben in dieser Hinsicht reichen
Inhalt gegeben hat.
Bürgt schon die Persönlichkeit dieses an strengste Forderungen
gewöhnten Gelehrten dafür, daß hier nicht nur sensationelle Erzählungen
zusammengetragen wurden, so ist seine Sammlung von Beobachtungen
außerdem nur und nur unter dem Gesichtspunkt strengster Beweisführung
zusammengestellt worden. Ja fast bis zur Ermüdung wird
jedes einzelne solange in Zweifel gezogen, bis tatsächlich nur das übrig
bleibt, was auch von dei strengsten Kritik einer hier doppelt gebotenen
Skepsis seine Beweiskraft trwiesen hat. Aus diesem Grunde wird das
Richetsche Werk in den {Händen all derer von unschätzbarem Wert sein,
die sich in der eignen Forscher- und Denkerarbeit auf wirklich unbestreitbar
wertvolles Material zu stützen haben. Leider sind die Beispiele
für diesen Zweck häufig nicht so ausführlich wiedergegeben worden,
wie man es wünschen müßte, und die Zuverlässigkeit im einzelnen und
kleinsten tritt dadurch zurück hinter den als wichtig herausgehobenen
^Hauptsachen, die dadurch, herausgelöst, aus dem Kleinkram des Nebensächlichen
, in desto schärfere Beleuchtung gerückt werden.
+ Das Tatsachenmaterial erstreckt sich, wie schon der etwas unglückliche
Titel sagt — der übrigens nicht auf Rechnung des Verfassers,
sondern der deutschen Uebersetzer zu setzen ist — auf die beiden
tHauptgebiete: der rein psychologisch zu fassenden Phänomene des Hellsehens
, oder, wie man wohl besser sagen möchte, Hellwissens, und
was damit zusammenhängt auf der einen Seite, und der bis zu körperhaften
Erscheinungen gelangenden medialen Leistungen, die ohne die
gewohnte Mitwirkung unserer handelnden Glieder oder bekannter physikalischer
Kräfte zustande kommen, ebenso wie das Heilwissen ja ohne
Mitwirkung unserer bekannten Sinnesorgane auftritt. Und nun sucht
Richct alles, was siich Ider wissenschaftlichen Untersuchung bisher
unterziehen ließ, in diese beiden Gruppen einzuordnen, um durch eine
entsprechende Einteilung des Stoffes zu einer Uebersicht über diese
verwirrenden Einzelheiten zu gelangen.
Im ersten Teil ist also von all denjenigen Erscheinungen die Rede,
die sich als ein rätselhaftes und noch keineswegs erklärtes inneres»
Wahrnehmen darstellen von Gedanken, Gefühlen uud Vorgängen,
die uns nicht durch die äußeren Sinne übermittelt werden konnten,
und die teils in räumlicher, teils auch in zeitlicher Entfernung liegen,
also auch die Ahnungen und Vorahnungen mit umfassen.
Im zweiten Teil handelt es sich dann um die rätselhaften Bewegungen
von Gegenständen uind um Geräuschbildungen, die auch dort, wo
das, was die Bewegung hervorruft, unsichtbar blieb, in letzter Linie
auf Materialisationen zurückgeführt werden, also auf stofflichem Gebilde^
die aus dem Körper von Medien hervortreten und sich außerhalb des
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