Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
51. Jahrgang.1924
Seite: 244
(PDF, 233 MB)
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244 Psychische Studien. LL Jahrgang. 4. Hell (April 1924.)

Körpers als sinnlich wahrnehmbare Erscheinungen manifestieren, die
die mannigfachsten Formen annehmen können: von unförmigen Schleierund
Nebelmassen bis zu wohlgefonnten Gliedern und bis zu de«
Phantombiidungen ganzer menschenähnlicher Wesen.

Alle diese Erscheinungen sind stofflicher Natur, daher ihre Bezeichnung
Materialisationen; sie lassen sich photographieren; es sind
Abgüsse und Abdrücke von ihnen gemacht worden; sie wurden stets
von allen Beobachtern gleichmäßig gesehen, sind also in der Regel nicht
nur subjektive Gebilde von mehr oder weniger halluzinatorischem Charakter
, und was für Riebet das wesentlichste ist, sie erwiesen sich
unbedingt als die Aeußerungen irgendwie inteiUgenter Kräfte.

Diese Intelligenz mag oft nur gering sein, aber sie ist unweigerlich
vorhanden. Die Erscheinungen gedeihen oft genug bis zu e ner fast vom
Medium losgelösten Selbständigkeit, ja sie vermögen menschliche Leben-
digkeit selbst in so hohem Maße nachzuahmen, daß sie handeln und
sprechen, Atmung und Pulsschlag an sich feststellen lassen. Kein Wunder
, wenn unter solchen Umständen, und wie immer wieder betont
werden muß, t>ei schärfster wissenschaftlicher Kontrolle durch wohlgeschulte
an exaktes Arbeiten gewöhnte Naturforscher Hypothesen zur
Diskussion gestellt werden, an die sich unser gewöhnliches Denken
und Glauben so hart stößt wie die spiritistische Hypothese, daß die
Geister verstorbener Menschen sich hier lebendigen Stoffes bemächtigen,
um für eme flüchtige Weile sich in scheinleibiicher Dascinsform spielerisch
zu ergehen.

Nun Richet kann sich zu dieser Auffassung nicht bekennen,
so sehr er auch zugibt, daß diese Hypothesen eine außerordentlich bestechende
Erklärung tür vieles sonst Ungereimte sein würde. Aber sein
wissenschaftliches Gewissen erlaubt ihm nicht mehr zu sa^en, ah was
er wirklich weiß, und das ist zunächst eben das, daß man darüber
noch nichts wissen könne, und daß es nicht erlaubt sei, schon jetzt
irgendeine theoretische Anschauung von dem Wesen all dieser Erscheinungen
zu haben. Es handle sich um Tatsachen, daran muß festgehalten
werden, sonst gibt es eben keine echte Wissenschaft mehr,
sondern nur noch affektive Verbohrtheit; aber es gibt eben noch nicht
mehr, a I s wie diese Tatsachen, und man hat sich darauf zu beschränken,
festzustellen, daß es Wissen ohne sinnliche WahrnchnuMgei unJ ein
fast schöpferisch zu nennendes Hervorbrechen unbekannter intelligenter'
Kraftäußerungen gibt, die immer wieder zu untersuJien und zu untersuchen
eine unabweisbare Pflicht ehrlicher Forscherarbeit ist.

Mit Leuten, die die Ergebnisse solcher Forschungen ab ehnen, ohne
sie selbst geprüft zu haben, ist natürlich nicht zu reden, denn man
kann sie wissenschaftlich so wenig ernst ne'amcn, wie alle diejenigen
Gelehrten, die sich zu alfcn Zeiten immer wieder neu entdcü< ten Erscheinungen
gegenüber aut den Boden stellten: „Das kann nie nt sein,
folglich ist es nicht so," bis die Tatsachen über sie hinweggehen und
sie als Denkmäler lächerlichen Gelehrtendünkels am Wege liegen lassen,
den die Wissenschaft über sie hinweg nimmt. *

Nun kann ich hier in der Besprechung des Richetschcn Werkes
unmöglich den ungeheuren Reichtum des zusammengestellten Ocweis-
materiais im einzelnen kennzeichner. Die Sammlung will nicht nur
gelesen, sie will sorgsam durchgearbeitet werden und verlangt zudem
auch noch oft genug weitere Rückgriffe auf ursprüngliche Veröffentlichungen
anderer Forscher. AJbcr neben diesem unsJialzbaicn Tatsachenmaterial
enthält die Arbeit Richets mindestens zur Hälfte eine
Reihe von lauter persönlichen Bemerkungen, Ueberlegungen unJ Auseinandersetzungen
mit dem gewaltigen Stoff uid auf diese muß doch
hier noch eingegangen werden. Richet wird nicht müde, immer wieder
zu wiederholen, welche Fehlerquellen in der Beobachtung vermieden
werden müssen; immer wieder sucht er sich mit dem Auftauchen und


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