Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
51. Jahrgang.1924
Seite: 253
(PDF, 233 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Kochler: Okkulte Phänomene im Alten und Neuen Testament. 253

glauben angehörig ist die Anschauung, daß „ungesundes" Wasser durch
Zusätze von gewissen Mineralien „gesund" gemacht werden und so den
trinkenden oder badenden Frauen Kindersegen statt Unfruchtbarkeit
zuteil werden könne (2. Kön. 2). In diesen und ähnlichen Geschichten
gehen Magie und Märchen einen charakteristischen Bund ein. Mit
religiösem Glauben haben diese Phänomene, die nicht einmal „okkult"
sind, nichts zu tun. Wenn weiter Elia auf Elisa seinen Prophetenmantel
wirft, um ihn als seinen Nachfolger im Amt zu beglaubigen,
so liegt hier ein ähnliche Erscheinung wie beim „Handauflegen4* vor.
Sie ist als Medium der Geistmitteilung gedacht (vgl. 4- Mos. 27,18 und
5. Mos. 34,9), sodaß der vom Propheten ausstrahlende Geist (hebr.:
Kaboil d. h. sein Lichtglanz) auch physisch-sichtbar auf den Jünger
übergehend gedacht wird. Der „Geist" wird kraft eines gewissen flui-
dalen Substrats in Wirkung gewähnt. In C. L. Schleichs „Schaltwerk
der Gedanken" werden vom Standpunkt des den Geist in seinen Auswirkungen
beobachtenden Physiologen ähnliche Gedanken ausgeführt,
nun zwar nicht so, als ob der Geist eine Oszillation oder Vibration
des Gehirnmechanismus wäre: er ist ein frei waltendes, schöpferisches
Agens für sich. Und doch ist er, soll er in Erscheinung und Funktion
treten, an sein Instrument als sein notwendiges Substrat gebunden.
Geistwirkungen sind Kontaktwirkungen. „Begeisterung" ist die Wirkung
der Begeistung. Die durchs Wort vermittelte Mitteilung des Geistes
wirkt nur mittelbar. Worte und Begriffe verdecken oft den Geist
Nur die vom lebendigen Geist erfüllte liede löst begeisternde Wirkungen
aus. Großer, guter, reiner Geister Rede wirkt erwecklich oder
tröstend-beruhigend. Aber auch schon die bloße Nähe einer geistge-
salbten, geistgewaltigen Persönlichkeit übt anziehenden, emporziehenden
Einfluß aus. Die segnenden Hände des Vaters, die offenen Liebesarme
der Mutter vermitteln mehr Geist (des Friedens und der Sicherheit)
als viele Worte es vermögen. Der Geist „von oben" weckt den Geist
innen Das Pneumatische setzt das Spirituelle in Bewegung. Nur was
„übertragen" wird, hilft das Licht des eigenen Geistes anstecken. Dieser
kontagiöse Prozeß vollzog sich nun im primitiven Werdezustand des
prophetischen Geistes in stürmend-naturhafter Weise, wie Frühlingswehen
oder Herbstesbrausen. So geschah es zu Pfingsten bei der ersten
„Ausgießung" des Geistes. So rast auf tieferer Geistesstufe ein Haufen
Propheten von der Höhe hernieder, vor ihnen her ohrenbetäubende
Musik — und auch Saul wird von ihnen ergriffen und weissagt „im
Geist des Herrn". Das Erleben der gegenwärtigen Gottesnähe überwältigt
sie, so daß sie wie „von Sinnen" erscheinen. Selbst Jesus
mußte sich (Mark. 6) diesen Vorwurf von der Mutter und seinen Geschwistern
gefallen lassen. Wie viel weniger darf es Wunder nehmen,
wenn ein Saul oder Samuel oder Elia vom „Geist" ergriffen, den sie
wie eine elementare Naturmacht erleben, in stammelnde Laute und
in überschwängliche Gebärden ausbrechen, als ob das vGefäß ihres
leiblich-seelischen Organismus die ungeheure Kraftwirkung nicht aus-

zuhalten vermöchte. Die Geiserfüllten erleben eine Steigerung ihres

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