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Reinhold: „Entlarvungen* und kein Ende. 263
bettete, geschehen sein, nur weigern sich tiie Genannten bis heute
bezeichnenderweise, hierüber nähere Angaben zu machen, da es «ein
„Amtsgeheimnis" sei.
In einem weiteren Interview („Reichspost" vom 16. Februar) berichten
die beiden Professoren über ihre erste Sitzung mit Rudi u. a.
noch folgendes: „Diese Sitzung ergab vor diesem wissenschaftlichen
Kreise dieselben unerklärlichen Erscheinungen, die»
bei allen, welche bisher Zeugen gewesen waren, so außerordentliche
Verblüffung erregt hatten. — Es war in dieser Vorführung nichts
zu entdecken, das einen Humbug verraten hätte." — Ueber die
zweite und dritte Sitzung äußerten die beiden „Entlarver": „Auch in
diesen beiden Vorführungen haben wir nichts unternommen, um den
Rudi Schneider sozusagen auf frischer Tat zu ertappen. Wir hauen
deshalb nie von einer Entlarvung gesprochen — das
ist eine von einzelnen Zeitungen gemachte Beigabe — denn entlarvt
haben wir nicht, wir haben uns nur bestimmte Anschauungen gebildet
und daraus Schlüsse gezogen. Nach diesen ist allerdings
Rudi Schneider ein Schwindler. Wir haben nicht
mit irgendeiner Handlung eingegriffen, weil wir es dann wahrscheinlich»
erlebt hätten, daß das angeblich in seinem Trancezustand gestörte
Medium in ebenso angebliche Nervenkrämpfe verfallen wäre."
— In einer an gleicher Stelle veröffentlichten Erklärung des Versuchsleiters
Czernin-Dirkenau betont letzterer, es erscheine höchst
bedauerlich, daß zur entscheidenden Vorführung des Professors Pri-
bram gerade jene Personen nicht zugezogen wurden, die in
den früheren Sitzungen seihst die Kontrolle unter absolut zwingenden
Bedingungen ausgeübt hatten. Für eventuelle Versuche des Mediums
, bei den Phänomenen nachzuhelfen, seien nur die Kontrollpersonen
verantwortlich zu machen. Die Behauptung der Nachahmung
der Levitation durch Stehen auf einem Fu3e sei längst vor Pribram
und Meyer aufgestellt und als hinfällig erkannt worden. —
Hören wir noch, was der Vater Schneider aus Braunau am
17, Februar an den Herausgeber von „Das Neue Licht" über die entscheidende
Sitzung am 26. Januar schreibt.
Es heißt in diesem Brief u. a.:*) „Als Kontrolle fungierten Piofessor
Dr. Stefan Meyer und ein;'. Herr, dessen Unterschrift unleserlich ist.
Wir alle trugen Leuchtbänder, am Boden war Mehl aufgestreut, um
sicher zu sein, daß niemand, ohne Fußspuren zurückzulassen, Rudi
in irgendeiner Weise bei der Levitation behilflich wäre. Als Rudi
in Trance fiel**), warf er die Leuchtbänder weg, die man ihm an die
Füße band, besteckte seinen Körper vom Hals bis zu den Zehenspitzen
mit Leuchtnadeln, band sich die Leuchtscheibe an die Fußsohlen
, und dann die Füße zusammen, steckte durch den Knoten
mehrere Leuchtnadeln, und reichte hierauf seine Hände den beiden
Kontrollorganen. Rudi trug Lederschuhe. Vor dem Beginn der Levitation
befahl Rudi den Kontrollpersonen, oder wer von den Herren
wolle, sich zu überzeugen, wie die Füße gebunden seien, was vier
Herren unternahmen. Nach der Levitation, als Rudi wieder auf seinen
früheren Stuhl zurücksank, wurden sofort seine Füße kontrolliert, ob
sie noch so gebunden waren wie vor der Levitation, was nebst den
beiden Kontrolleuren auch die anderen Herren mit den Worten be-
*) Dieser Brief ist bereits im Märzheft der „Psych. Stud.", S. 174,
abgedruckt, und zwar leider ohne Angabe des Verfassers, Entsprechende»
Erkundigungen, ob diese Darstellung in allen Punkten zutrifft, werden
eingezogen. Kröner.
**) Wir halten diese „Selbstfesslung" des Mediums für einen prinzipiellen
methodischen Fehler, der ebenso zu rügen ist, wie die teilweise
sensationelle Art der Aufmachung dieser Schaustellungen, Kröner.
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