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264 Psychische Studien. LI. Jahrgang. 4. Heft (April 1924.)
stätigten: „Es ist alles intakt, der Knoten der zusammengebundenen
Füße samt den Leuchtnadeln unversehrt." Mit eigenhändiger Unterschrift
schrieben die beiden Herren ihr Urteil über Levitation und
Kontrolle mit folgenden Worten nieder: „Die Levitation konnte
genau kontrolliert werden, die absolute Realität
des Levitationsvorganges wird hierdurch bestätigt
26. Januar 1924." Professor Meyer, der zweLe Kontrolleur bei der
Levitation stürzte auf mich zu und sagte: „Ich bestätige Ihnen sehr
gerne, daß die Kontrolle einwandfrei war." Er schrieb: „Die Kontrolle
war einwandfrei. Prof. Dr. Stefan Meye r." Alle
Teilnehmer waren voll Begeisterung, nur Pribram verhielt sich zurückhaltend
, und war in Oedanken mit sich selbst beschäftigt."--
Ich brauche an dieser Stelle und nach obigen Ausführungen, welche
für sich selber sprechen, zu dem unerhört leichtfertigen Vorgehen der
Untersuchenden in diesem t)pischen „Entlarvungsfalle", dessen Einzelheiten
angeblich durch eine (wohl sehr willkommene) Indiskretion den
Zeitungen bekannt wurden, bevor die offizielle Kommission
davon Kenntnis erhielt, wohl nichts weiter zu bemerken
. Zurückkommen möchte ich nur auf die am 29. Februar veranstaltete
weitere Prüfungssitzung mit Rudi, zu der über
ausdrückliches Verlangen des alten Schneider die Professoren Pribram
und Me>er nebst drei Kommissionsmitgiiedern und anderen Gelehiten
hinzugezogen wurden. Bei dieser von abends 8—-1 Uhr dauernden,
Sitzung herrschte begreiflicherweise ein Zustand äußerster Gereiztheit
zwischen den anwesenden Gegnern, zu dem sich das Haßgefahl des
schwerbeleidigten Vaters und Rudis selber gesellte. Letzterer hat auch
im Trancezustand die Worte fallen lassen: „Se werden es nicht zu
sehen kriegen!" Und so geschah es auch. Während alle inzwischen
abgehaltenen Sitzungen in Braunau und Wien unter .loch strengeren
Bedingungen (angenähte und plombierte LeuJitsandaien, angenähte!
Leuchiknöpfe) glänzend verliefen, versagte Rudi in dieser vergiftete»
Atmospiäre völlig, was natürlich den Gegnern neuen Anlaß zum Frohlocken
bietet. Sie werden bald eines besseren belehrt werden, soweit
sie nich , wie die Mehrzahl von ihnen, unbelehrbar sind. Die Versuche
werden fortgesetzt, und die eingesetzte Kommission wird nicht, wie
die „Vossische Zeitung" und mancher aridere Skeptiker erhofft, im
ablehnenden Sinne ihr Urteil fällen. Sie hat vielnehr schon Gelegenheit
gehabt, an anderen Medien wertvolle Studien mit positiven
Ergebnissen zu machen, allerdings nicht ä la Pribram-Me. er! —
Auf einem anderen Blatte steht hingegen die beispielslose Art der
in den Presseorganen aller Schattierungen nunmehr einsetzenden
Angriffe, die man nur mit dem Platzen von Stinkbomben
vergleichen kann. Wahre Jauchekübel entleenen sich über den wehrlosen
Häuptern der an der parapsychischen Forschung in Wien irgendwie
Beteiligten. Nachstehend eine Blütenlese aus den meist anonymen
oder Pseudonymen Artikeln, allen voran der famosen „S unde". Unter
dem Tiiel „Die entlarvte Visage" schreibt letztere am 16. Februar:
„Die Entlarvung des Mediums Rudi Schneider als eines Schwindlers
ordinärster Art muß aus mehreren Gründen als e'ne verdienstvolle Tat
begrüßt werden; erstens einmal jener geistigen Seuche des Okkultismus
wegen, die unter dem Namen einer Wissenschaft seit etwa zwei
Jahren in Wien grassiert; zweitens wegen der ungeheuren Blamage,
welche sich die frechen journalistischen Anwälte dieses Schwindels dabei
geholt haben." Dann ist die Rede von „dem aufdringlichen Spektakel
der Okkultisten und der Presse mit den Medien aus Braunau",
von „Protektoren der Verblödung, von Arrangeure!, Helfern und Pro-
pagatoren des Schwindels, von gerissenen Bauernburschen, von geistigen
Bauernfängern"; dann werden die „Schwachen und Unglücklichen gegen
«das große Heere der Eitlen, Ehrgeizlinge, Schmöcke und Gschaftl-
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