Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
51. Jahrgang.1924
Seite: 274
(PDF, 233 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1924/0292
274 Psychische Studien. LI. Jahrgang, 5. Heft. (Mai 1924.)

Seele, sei es die Gewißheit, daß das Einzel-Ich nur ein Teil einer unendlichen
Selbstheit sei, die die Einzelwesen durchflute. Alle diese
Erkenntnisse scheinen die auf normalem Wege bereits gefundenen
Theorien der Metaphysiker zu bestätigen und sie geradezu zu beweisen.
Wie stellt sich der Ertnker dazu?

Die Möglichkeit solcher Erlebnisse ist nicht zu bestreiten, aber
sie sind an bestimmte Zustände gebunden, die der Okkultist entweder
durch Veranlagung oder auf Grund von Uebungen in sich zeitweilig
erzeugen kann, und die Anzahl der so Befähigten ist im Verhältnis
zur Gesamtheit der Menschen gering. Wlenn sich nun nachweisen ließe,
daß von den Augenblicken solcher Zustände und des in ihnen Erlebten,
etwa des Sympathiegefühls, aus gleichsam ein Glanz, ausginge, der das
Leben der Betreffenden auch dann noch überstrahlte, wenn sie sich
normal betätigen, so daß sie dadurch besser imstande wären, ethische
Persönlichkeiten zu werden, dann, aber erst dann wäre auch die
Notwendigkeit erwiesen, daß jeder sich okkulte Eigenschaften erwerben
piüsse. Solange aber viele Okkultisten (ich denke nicht nur an entlarvte
Medien) in sittlicher Beziehung wenig wert sind — eine Statistik
steht allerdings noch aus — und solange man ein sittlich wertvoller
Mensch auch ohne Okkultismus werden kann, solange ist dieser
Nachweis nicht zu erbringen. Sowenig wir sagen können, daß Brah-
(nianen, Buddhisten und Mohammedaner besser oder schlechter als
Christen seien, oder daß Metaphysiker mehr oder weniger wertvoll
seien als Positivisten, sowenig kann man die Okkultisten höher bewerten
als die Normalmenschen. Vielmehr scheint die Weltanschauung an sich
mit der ethischen Persönlichkeitsgestaltung nichts zu tun zu haben,
da offenbar auch ein Materialist ein sittlich hochstehender Mensch
sein kann. Allein an hohe Geistieskeit, nicht an bestimmte
Formen der Weltanschauung ist der ethische Wille gebunden.

Hierzu kommt noch einiges andere. Einmal sind bedeutsam gewisse
Geständnisse, wie das des von mir seinerzeit erwähnten Sleiner-
Bchülers Michael Bauer, daß das alte, noch nicht völlig geformte Ich
an der Erreichung eines erhöhten Selbst hindere, und dann ist wesentlich
die Erfahrung, daß es schon ungeheuer schwer ist, die normalmenschlichen
Fähigkeiten alle auszubilden, und daß bereits zur Erledigung
dieser Aufgabe das menschliche Leben nicht ausreicht.

All das weist darauf hin, daß der nicht als Okkultist Geborene
auch nicht seinen „Sinn" im Okkulten haben kann, daß hingegen allein
der geborene Okkultist, wenn er wirklich den Sinn seines Wesens in
dieser seiner Begabung erkannt hat. die Pflicht hat, als solcher ^vollkommen
" zu werden.

Was ferner die Bemerkung Hänigs betrifft, die geborenen Okkultisten
seien möglicherweise Vorläufer einer den übrigen Menschen erstf
in Jahrhunderten erreichbaren Entwicklungsstufe, so ist auch sie durchaus
anfechtbar. Wir wissen, daß auf der Stufe des Tieres die instinkthafte
Seite des Seelischen viel ausgeprägter ist als die intellektuelle
und daß es sich beim primitiven Menschen ähnlich verhält, daß jedoch


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1924/0292