Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
51. Jahrgang.1924
Seite: 277
(PDF, 233 MB)
Bibliographische Information
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Debo: Der psych. Monismus u. d. Theorie d. parapsych. Erscheinungen. 277

der Materialismus zu einem verzweifelten Mittel, sein Dasein zu fristen:
er vermummt sich als Spinozismus oder Parallelismus. Als solcher behauptet
er, daß die psychischen Erscheinungen nicht von dem physischen
Kausal bestimmt werden und umgekehrt, daß beide vielmehr
voneinander unabhängig und eigenartig sind; da sich aber doch ein
gesetzliches Verhältnis zwischen ihnen nicht leugnen läßt — wir erleben
es in jeder gewollten Bewegung —, so nimmt er ein „unbekanntes
Drittes" an, dessen Veränderungen sich stets zugleich als parallel
gehende physische und psychische Prozesse abspiegeln sollen. Ein Drittes
, von dessen Natur wir uns gar keine Vorstellung bilden können, aus
dem ais einem absolut Unbekannten wir demnach das bekannte Unbegriffene
erklären sollen. Und nicht nur, daß dieses Objekt des
parallelistischen Denkens ein völlig rätselhaftes Wiesen bleibt; er selbst
auch, das philosophierende Subjekt, ist ein logisch unmögliches.
Denn wenn beide Reihen, die physische und die psychische, stets parallel
gehen, als> einander in keinem Punkte berühren, d.h. kausal bestimmen
— woher nehmen wir, die wir als Denker doch in der psychischen
Reihe stehen, die Kenntnis der materiellen? Wie kann man den Pa-
rallelismus behaupten, ohne sich in eben jenem Treffpunkt beider
Reihen zu befinden, den diese Lehre gerade leugnet? „Also lassen sich
Körper und Seele nur als parallel behaupten, wenn sie es nicht sind *)«.
In der Tat: der ganze Parallelismus von Spinoza bis zu dem übrigens
hochverehrten Fechner lebt von Bildern 2) Insbesondere hat des lezt
teren Bild von der Linie, die von außen konvex, von innen konkav erscheint
, viel Unheil angerichtet. Denn was eine Kurve ist, wissen wir
wenigstens; was aber das „unbekannte Dritte" ist, wissen wir ebem
nicht.

So bleibt denn als probable metaphysische Hypothese nur der
psychische Monismus übrig. Er ist sich der Augustinisch-Cartesiusschen,
übrigens auch schon von Qaukora ausgesprochenen 3) Erkenntnisse bewußt
, daß uns zunächst nur unser Bewußtsein als unbez weifelbarer
fester Ausgangspunkt aller Wissenschaft gegeben ist. Er nimmt also
nur eine unermeßliche Welt von Bewußtseinen an. Zu ihnen gehören
auch die Sinneswahrnehmungen von Menschen und höheren Tieren,
die uns materielle Dinge vorspiegeln'— die Maya der Apanischadsl —,
die aber in Wahrheit relativ einheitliche Komplexe psychischer Tatsachen
, d.h. fremde Bewußtseine sind, uns vermittelt durch unsere
Sinnesorgane und unser Gehirn, von denen dasselbe gilt. Die in Handlungen
umsetzbare Kausalität des Willens, die von den beiden anderen

x) R. Hoel, Seele und "Welt. S. 37. Hier mag mau die ausführliche
Widerlegung des Parallelismus nachlesen.
a) Das. S. 24.

8) P. Deussen, Allgem. Gesch. der Philos- I, 3, S. 602: „Das Selbst
aber ist die Basis für die Tätigkeit des Beweisens, und mithin ist es auch
vor der Tätigkeit des Beweisens ausgemacht. Und weil es so beschaffen
ist, deshalb geht es nicht an, dasselbe in Abrede zu stellen. Denn in Abrede
stellen können wir eine Sache, die [von außen] an uns herankommt,
nicht aber, die unser eigenes Wesen ist."


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