Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
51. Jahrgang.1924
Seite: 278
(PDF, 233 MB)
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278 Psychische Studien. LI. Jahrgang. 5. Heft. (Mai 1924.)

Hypothesen geleugnet werden muß, womit denn alle Geschichte ihren
Sinn verliert, wird von dem psychischen Monismus nicht nur nicht
geleugnet, sondern vorausgesetzt. „Denn der Willensentschluß gehört
ihm zufolge nicht zur unwirksamen Erscheinung, sondern zur wirksamen
Wirklichkeit; er verursacht andere, gleichfalls bewußte, wirkliche
und wirksame Vorgänge, welche wir nur durch die entsprechenden Erscheinungen
(Nervenleitung, Muskelkontraktion, Handlung) kennen;
und seine Wirksamkeit beruht auf Erfahrungen, welche wir zeitlebens
über unser Vermögen, Bewegungsvorstellungen hervorzurufen, und über
den Znsammenhang zwischen diesen Bewegungs Vorstellungen
einerseits, den entsprechenden wahrnehmbaren Bewegungen und deren
Folgen anderseits gesammelt haben 1)/<

Eine Welt von Bewußtseinen, sagt** ich, nimmt der psychische
Monismus an, ein Ganzes also, eine geisüge Einheit, ein Weltbewußtsein
. Zwar sind uns in der Erfahrung unmittelbar nur das eigene Bewußtsein
und mittelbar durch Analogieschluß von der Aehnlichkeit der
Körper auf die der Seelen die fremden Einzelbewußtseine gegeben.
JNichts aber liegt näher, als daß wir uns demselben Schlußverfahren
anvertrauen, das wir unserem gesamten praktischen Verhalten — ohne
die Annahme fremder Bewußtseine keine Technik des Lebens und
keine Ethik! — getrost zugrunde legen, um ein theoretisches Gesamtbild
der Wirklichkeit, eine Metaphysik, zu entwarfen. Wir wissen, daß
innerhalb unseres Einzelbewußtseins stets nur ein sehr kleiner Teil
von Empfindungen, Erinnerungen, Gefühlen usw. „die Schwelle übersteigt
", sich also von den übrigen absondert, um eine relativ selbständige
Einheit zu bilden — jene Einheit, der xar* c§o#yr im Gegensatz
zum Un- oder Unterbewußten der Name „Bewußtsein" gegeben
zu werden pflegt. Und die Erfahrungen des Traumes, in dem wir uns
selbst gegenüberstehen, und der krankhaften Spaltungen der Persönlichkeit
lehren die Möglichkeit des Nebencinanderbestehens mehrerer
solcher relativer Einheiten in uns. Nach dieser Analogie dürfen wir
annehmen, daß sich unser individuelles Bewußtsein ebenso von einem
umfassenderen abgelöst hat, wie seine Teile von ihrem Ganzen. Dabei
möge es dahingestellt bleiben, ob wir in jenem umfassenderen das
absolute Weltbewußtsein erblicken oder mit Horty 2) und Fechner 3)
zwischen dieses und die Einzelseelen etwa Gestirngeister einschieben
wollen.

Auch für die Frage, unter welchen Umstanden die individuellen
Bewußtseine sich von dem Weltbewußtsein abspalten, dürfen wir wieder
die Analogie zu Rate ziehen. „Sowie in der individuellen Seele der
jeweilige Inhalt des von allen anderen Inhalten abgesonderten Zentral-
bewußtseins durch einzelne, kraft ihrer Intensität oder ihres Gefühls-

1) Heymanns Einf. in Philos. der Gegenwart III, S. 47.

2) Zend-Avesta B I3, S. 143 ff.

8) Die myst. Erscheinungen. 1. Aufl. S. 6 und die Realität magischer
Kräfte und "Wirkungen des Menschen S. 8. Hier werden Plato und
Sendling als Vorläufer angeführt.


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