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Debo: Der psych. Monismus u.d. Theorie d. parapsych. Erscheinungen. 279
tons zu einem hohen ßewußtseinsgrade gelangte Empfindungen oder
Vorstellungen, welche andere verwandte nach sich ziehen und fremde
zurückdrängen, bestimmt wird — so finden sich im Weltbewußtsein
zahllose Systeme von zusammengehörigen, auf einen Leib bezogenen,
niemals aussetzenden Organ- und anderen Empfindungen vor, denen
sich Vorstellungen, Gedanken und Gefühle anhängen, und welche uns
für dio Dauer unseres individuellen Daseins in gleicher Weise vom
Weltbewußtsein abschließen dürften, wie die Gegenstände eines vorübergehenden
Interesses uns während einiger Augenblicke von unseren
sonstigen seelischen Inhalten albschließen. Und diese Analogie wäre
dann nach oben und nach unten ins Unbegrenzte fortzusetzen. Sowie
unse;* gesamter Seeleninhalt in der Erscheinung eines funktionierenden
Gehirns und unser Zentralbe wußtsein in derjenigen eines besonderen
Komplexes von Gehirnfunktionen, so dürften sich auch einerseits in
den Erscheinungen der Erde, des Sonnen-, des Milchstraßensystems,
anderseits in denjenigen der Zelle, des Moleküls, des Elektrons mehr
oder weniger umfassende Bewußtseinskonzentrationen sinnlich abspiegeln
. Aber alle diese abgesonderten Bewußtseine wären wieder als
integrierende Bestandteile höherer und schließlich des Weltbewußtseins
und als mit diesen durch eine gemeinsame Gesetzlichkeit verbunden zu
denken *)."
Hören wir nun, nachdem wir die Metaphysik des psychischen Monismus
in aller Kürze skizziert haben, wie sich zwei} bekannte okkultistische
Forscher die so rätselhaften und doch nach so vielen Erfahrun-4
gen und Experimenten 2) nicht mehr bezweifelbaren Tatsachen der
Telepathie und des Hellsehens Erklären.
Der bekannte Münchner Arzt Dr. Tischner weist zunächst im
Kap. V. seines Buches „Monismus und Okkultismus" die physikalischer*
Erklärungen durch Strahlen usw. zurück, die wenigstens beim hellseherischen
Lesen zusammengeknäuelter Zettel unmöglich zutreffen
können, um sich sodann folgendermaßen zu äußern (S. 78): „Zu einem
gewissen Verständnis der vorliegenden Erscheinungen würden wir vielleicht
kommen, wenn wir annehmen, daß die Seelen der einzelnen Individuen
vermittels des Unterbewußtseins mit einem seelischen Bereich
in Zusammenhang stehen, das alle Einzelseelen umfaßt und miteinander
verbindet und das auch sonst psychische Eigenschaften hat, mit einem
Wort, das ein überindividuelles Seelisches ist. So etwa,
*) Heymans Einf. in die Philos. der Gegenwart III, S. 48.
2) Ich weise vor allem auf die Experimente der society for psyehioal
research mit Frau Piper hin. Leider sind ihre proeeedings in Deutschland
nur auf der Berliner und Münchener Staatsbibliothek einzusehen. Doch
können schon Oesterreichs Mitteilungen in „Der Okkultismus im modernen
Weltbild" sowie die Bücher von Sage (Die Mediumsehaft der Frau Piper)
und Lodge in „Das Fortleben des Menschen" ein schwaches Bild von der
wunderbaren Fähigkeit dieses Mediums geben. Ferner nenne ich als
Quellen für neueste Tatsachen Tischner (Einführung in den Okkultismus
und Spiritismus) und Ueber Telepathie und Hellsehen v. Wasielewski (Versuche
und Betrachtungen über ungewöhnliche seelische Fähigkeiten) und
J. Böhm (Seelisches Erfühlen).
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