http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1924/0300
282 Psychische Studien. LI. Jahrgang. 5. Heft. (Mai 1924.)
aus übernormalen seelischen Eigenschaften des Mediums),
auskommen soll*). Aber auch schon bei dem im amtlichen
Berichte enthaltenen lötägigen Steinregen, fällt es schwer,
an eine Auswirkung menschlicher Kräfte zu glauben. Wie
kann man sich vorstellen, daß ein austretender Fluidalkör-
per 16 Tage lang, von 5 Uhr morgens bis 11 Uhr abends.
Steine wirft. Man müßte dann schon wieder die Hypothese
zu Hilfe nehmen, die allerdings an gewissen Erfahrungen
spiritistischer und experimenteller Sitzungen (auch an dem
von Schrenck-Notzing im Aprilheft der P. St. 22 beschriebenen
Spuk), ihre Stütze hat, daß medial Veranlagte
die zu den Phänomenen erforderliche Kraft aus anderen Personen
herausziehen können.
Dagegen kommen Einwirkungen der unbeseelten Natur
sicherlich nicht in Betracht. Ein Steinregen aus vulkanischer
Ursache — ich wundere mich, daß nicht auch diese Erklärung
herangezogen worden ist — kann sich nicht auf ein
(einzelnes Haus konzentrieren, hätte die Decke zerschlagen
müssen, könnte nicht die Bringung anderen Materials erklären
und hätte auch gelegentlich Personen verletzen müssen.
Verletzt ist aber durch spukhafte Steinwürfe in Java niemand
, und bei den geschilderten europäischen Fällen
sind zwar einige Treffer, aber keine ernsten Verletzungen
vorgekommen. Dieses geregelte Werfen, wie namentlich auf
Java, deutet doch mit Sicherheit auf das Walten einer intelligenten
Kraft und zwar einer, die mit einer jede Men-
fechenleistung übertreffenden Präzision arbeitet. Auch bei
Idem zwar nicht gefährlichen aber ekelhaften Sirihspucken
ist nie eine andere Person, als das im Mittelpunkt der Ereignisse
stehende kleine Mädchen getroffen worden. Es wäre
interessant und wichtig gewesen, wenn man versucht hätte,
festzustellen, ob das Mädchen oder seine Familie möglicherweise
dem Hasse einer mit medialen Kräften begabten Person
ausgesetzt war. Leider hat man damals die einzige Spur,
die zum Ziele hätte führen können, nicht erkannt. In künftigen
Fällen würde eine solche Nachforschung zu geschehen
haben. Vor allem aber müßte man versuchen, das Individuum
selbst auf das Vorhandensein medialer Kräfte, experimentell
zu prüfen.
Für das Walten einer bewußten Kraft spricht auch, daß
der Spuk, sobald man ihm zu Leibe rückt oder auch nur ihn
zu erforschen ernstlich Miene macht, mitunter seinerseits aggressiv
wird. Dies1 zeigt sich ganz klar in dem Schrenck-
Notzingschen Falle, wo nach der Hausfrau, als sie ihrem
*) Etwas Aehnlictoes wird übrigens auch von dem Spuk in Großerlach
berichtet, wo ein aus dem Küchenfenster geworfenes Holzscheit
mehrmals zurückkehrt. (Orabinski, Seite 211.)
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1924/0300