Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
51. Jahrgang.1924
Seite: 288
(PDF, 233 MB)
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288 Psychische Studien. LI. Jahrgang. 5. Heft. (Mai 1924.)

daß im allgemeinen nur die religiöse oder spiritistische Einstellung
stark genug ist, um so weitgehende Bewußtseinsspaltungen
hervorzurufen. Denn auch in dem von Schrenck-
Notzmg beschriebenen Lieserbrücker Spukfalle (P. S., Maiheft
1923) ergab die einfache Hypnotisierung gar keine Phä-
nomene, nur eine anormale Hypnose. Für bemerkenswert
halte ich aber in diesem Falle die Feststellung, daß das mit
dem Spuk behaftete Mädchen, ein Waisenkind, es in seiner
Jugend recht schlecht gehabt hatte. Ks bedarf offenbar zur
Hervorbringung der in Rede stehenden Erscheinungen einer
Einwirkung, die das geistige Gefüge lockert, gewissermaßen
exartikuliert (verrenkt), wenn ich so sagen darf. Auch darauf
fcväre bei künftigen Spukfällen zu achten; umsomehr, als
Kinder, die es schlecht gehabt haben, ungleich weniger zum
Umfug neigen, als solche, deren Lebensmut überschäumt.
Die Naturvölker, die solche Dinge ganz genau zu kennen
scheinen, bereiten vielfach die Kinder, manche auch schon
die Mütter, durch Kasteiungen vor, wenn sie aus ihnen Zauberer
und Weissager machen wollen.

Betrachtet man die Ereignisse auf Java unter diesem Gesichtspunkt
, so stößt man auf eine Eigenschaft der Eingeborenen
, die das Eintreten abnormer Bewußtseinszustände
erleichtern muß. Nämlich auf eine, wie es scheint, weitverbreitete
und einzigartige Disposition zum selbständigen Eintritt
krankhafter Hypnosen. Nicht anders muß man wohl
tdie dort unter dem Namen Lata vorkommende Krankheit
auffassen. Dieselbe besteht darin, daß — in der Regel nach
leinem Schreck — für die Befallenen ein unüberwindlicher
(Zwang besteht, alles, was um sie herum vorgeht, nachzuahmen
. So berichtet ein Reisender, daß, als er in Gegenwart
einer Latakranken in eine Banane biß, die betreffende
genötigt war, in ein Stück Seife, das sie gerade in der Hand
«hielt, hineinzubeißen. Eine andere, die vor einer großen
Eidechse erschrak, fand sich plötzlich genötigt, dem Tiere
auf allen Vieren durch cijck und dünn nachzukriechen, bis
dieses an einem Baumstamm ernporkletcerte und sich der
Bann löste. (Henry O. Forbes, Wanderungen eines Naturforschers
im malayischen Archipel.) Die Gattin meines Gewährsmannes
, des Herrn Schmedes, hatte eine Köchin,
{die an Lata erkrankt war und sagte, daß man sich sehr
hüten mußte, m ihrer Gegenwart etwas aus der Hand fallen
•zu lassen, da dann der Person das Geschirr, mit dem sie
gerade hantierte, unweigerlich gleichfalls zu Boden fiel.
Selbstredend werden auch Männer von dieser eigentümlichen
Krankheit ergriffen. Auch in unseren Irrenhäusern sind ähnliche
Zustände nicht unbekannt, nur mit dem Unterschiede,
daß sie — unter dem Namen der Ecl okinese beschrieben —


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