Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
51. Jahrgang.1924
Seite: 297
(PDF, 233 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Müller: Neue Blicke ins Geheimnis.

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Beispiel ist uradelig; schon Sokrates hat über sie gelächelt. Die Erscheinungen
werden also von allen Teilnehmern nur geträumt. Das
Medium hat zwar nicht die Gabe, einen Klingelzug fernwirkend in
Bewegung zu setzen, wohl aber vermag es, zehn vollsinnigen Anwesenden
unerhörte Sinneseindrücke (Auge und Ohr) so klar und so gleichartig
zu suggerieren, daß ihre zehn verrückten Zeugnisse haargenau
übereinstimmen. Wird die mcdiumistische Kraft dadurch kleiner?
Und die selbstregistrierenden Apparate, die photographische Lins«
(welche die erzeugten menschlichen Gestalten festhält), das Gips- oder
Paraffinbad (mit dem Diapositiv der hineingedrückten Hand) — sind
auch sie einer Halluzination zugänglich gewesen? Lustiger ist die
Ruminationstheorie; dieser Studentenbier ulk behauptet sich in durchaus
ernstgemeinten Schriften. Das Medium soll die Gliedmaßen und
Phantome auf dem Wege des Wiederkäuens zustande bringen; es hat
vor Beginn der Sitzimg Stoffe und Papiere verschluckt und gibt dies
Schöpfungsmateiial dann ungestört als Hände, Köpfe, Mäntel wieder
von sich. „Glückliche Magen — machen so was int hungrigen Tagen",
möchte man frei nach Nestroy psalmodieren. Wenn alle Stricke reißen,
hilft eine Pauschalverdächtigung. Indem manche Gegner die beobachteten
Wunder weder bestätigen noch leugnen, sondern mit einer einzelnen
Erklärungsform, der geisterglaubenden, vertauschen, sprechen
sie ganz im allgemeinen verächtlich von „Spiritismus". Ob einer Spiritist
ist oder nicht, das heißt, oh er an Erscheinungen Verstorbener,
glaubt oder ob er sein metaphysisches Bedürfnis lieber im irdischen
Einkehrhaus befriedigt (wie hältst du's mit der Religion?): diese Frage
hat jeder mit sich selbst auszumachen. Tatsache bleibt, daß die spiritistische
Erklärungsform von den meisten führenden Parapsychologen
preisgegeben ist. Wie andere Naturforscher auch, horchen diese Männer
dem Kadaver, der Luft, der Erde, inbrünstig, hingegeben, einen
neuen Rhythmus ab — und daß dieser Rhythmus aus einer uns noch
verborgenen Tonquelle stammt, kann ihre Pionierdienste nicht verdächtigen
. „Die Okkultisten mögen es sich gesagt sein lassen —ein
kindischer Satz, der fugenartig hundert gegnerische Briefe durchdroht.
Mit Verlaub: Okkultisten — was ist denn das: Ist das ein eingetragener
Verein von Kaffeeschwestern, die, blaustrümpfig und schwatzmäulig,
nichts anderes kennen als ihr Rätselkränzchen, Tagbetrunkene, die vor
lauter Geistern den Geist nicht sehen? Die ich bisher als Forscher
der okkulten Welt kennen lernte, entsprachen diesem Bild in keinem
Kuge. Und um in aller Bescheidenheit von mir selbst zu sprechen, so
fcnöchte auch ich mich von solcher Spezialitätengilde ausgenommen
wissen. Jeder neue Vorgang in der Natur hat seit meiner Kindheit
(mich in gleich leidenschaftlicher Weise erregt — und noch immer
kann ich nicht finden, daß das Erscheinen einer Birue an einem Birnbaum
, der Wechsel von Ebbe und Flut, das Geborenwerden eines Kindes
aus dem Mutterleib, das Sterben eines Lebenden, das Lallen eines
Irren veniger Geheimnis böte oder rationalistischer sich erklären ließe
als die der Volksschule noch nicht so geläufigen mediumistischen Phä-


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