Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
51. Jahrgang.1924
Seite: 299
(PDF, 233 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Müller: Neue Blicke ins Geheimni3

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gestreckt; wagrecht liegend, einem Fächer gleich, schwingt er die
zusammengebundenen Beine von rechts nach links, von links nach)
rechts. Dabei scheint irgendein dionysisches Gefühl ihn zu durch-
strömen, wirr kommen Laute von seinem Mund, er taktiert mit den
Armen den Rhythmus der ausgezählten Sekunden leidenschaftlich mit.
Schauer mischt sich mit dem alten Widerstand: Täuschung? Wir
haben uns vorhin überzeugt, daß in dem ganzen Versuchsraum keine
Schnur zu finden ist, kein Draht, keine Leiter. Kein Fremder kam
dazu, die Türen sind versperrt: und doch — wie erklären? Aber die
Kleider?! Entsendet er unsichtbare Greif arme, Stützglieder unter
sich, die ihn tragen? Oder ist der Wille allein stark genug, die Wachsflügel
des Ikarus zu ersetzen? Fast fünf Minuten dauert jetzt die
Levitation; unvermittelt, wie sie begann, reißt sie entzwei. Willys
Körper fällt schwer, wie entseelt herab, um in ziemlich brüsker Landung
an seinen früheren Platz zurückzukehren. „Nimm dem Medium
die Schmerzen fori", rät der Versuchsleiter, Da beugt der noch nicht
Erweckte mit der rührend kauernden Bewegung eines Kindes sich
über sich selbsl und streicht mit leise magnetisierenden Berührungen
jstumm an seinen Armen und Beinen entlang. Nachdem er langsam
erwacht ist, antwortet er auf die Frage, ob ihm etwas weh tue, großen
Auges, ganz ruhig lächelnd: „Warum denn?"

Die letzte Sitzung vollends, in der Nacht vom 3. auf den 4. Oktober
, überbot an heftigem, phantastischem Zickzack der Phänomene
-alles, was ich bis dahin gesehen hatte. Einige der Teilnehmer, mit
ihrer ausdrücklichen Genehmigung, seien hier vermerkt: der Präsident
der Wiener Aerztekammer, der Direktor der Landesirrenanstalt
(Steinhof, der Newyorker Physiologe Professor Emanuel de Mamay-
Baruch, der Nationalökonom Dozent Dr. Karl Sch. Unmittelbar nach
Eintritt des Trancezustandes setzten in jagendem Tempo die Erscheinungen
ein. Die Tischdecke baucht sich, die Stühle schlagen auf den
,Boden, die Kissen fliegen quer durch den Raum (und zwar nicht in
der parabolischen Wurflinie, sondern wagprecht durch die Luft getragen
, um erst knapp vor dem Ziele in scharfem Winkel abzustürzen),
schon auch zeigt sich, weitab von dem keuchenden Medium, die
Niemandeshand, bald schwarz-rauchig, bald fleischrot, jetzt fährt sie
als unausgebildeter Stumpf mit vier Zehen hinter dem Tischtuch hervor
. Di© materialisierte Hand hämmert, überhusebt die Mauer, klopft
tmit Knöchel tönen an den Kalkbewurf; achtzehnmal im Laufe der
ersten Versuehsfrist erscheint sie, um atemlos wieder zu zergehen,
sich in nichts zu dematerialisieren. Angehaltenen Atems sehen wir,
wie diese Hand vor das leuchtende Glas einer Uhr greift, deren Umriß
unter ihr verschwindet; und wie sie, weggezogen, das Flimmern
des Glases wieder freigibt. Blitzschnell wiederholt sich dieser Wechsel
von Dunkel zu Hell mehr als zehnmal. Die Haud faßt eine Leucht-
nadel und reicht sie millimeternah den Prüfern hin. Da gesungen
wird, schlägt sie das Kalbfell einer fernausstehenden Trommel mit
"wuchtigen llammerschlägen. Jetzt erklingt auf dem Boden ein

i


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