Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
51. Jahrgang.1924
Seite: 300
(PDF, 233 MB)
Bibliographische Information
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300 Psychische Studien. LI. Jahrgang. 5. Heft. (Mai 1924.)

Klavier und zugleich auf der Tischplatte eine Glocke und eine Gitarre;
das haarscharfe, sekundengenaue Zusammentreffen der Klänge an
ganz verschiedenen Orten beweist die gleichzeitige Entwicklung zweier,
wenn nicht dreier rnedianimer Gliedmaßen. Da der Ilandstumpf sich
dem Schuh eines Teilnehmers nähert, wird von seinem Nachbar der
Wunsch ausgesprochen, die rote Hand möge den Schuh vom Fuße
ziehen: sofort macht sie sich daran, nestelt ungeduldig an der Schnur,
(klopft, reißt und zerrt — und erst als der Teilnehmer uns nachher
seinen patentierten „unlösbaren Sehubbandknoten" zeigt, begreifen wir
das Mißlingen. Für mich aber beginnt hier ein Rätsel, zu völliger
Nachtschwärze sich zu überrätseln. Wae also: gehorchen die telepla-
stischen Endorgane auch fremden Willen? Nehmen sie Befehle und
Verbote der Teilnehmer entgegen? Ja, unterwerfen sie sich sogar
ihren nur gedachten Wünschen? Ein Experiment ungeheuerlicher Art
]antwortet mir. „Schreibe den Namen Hans Müller an die Wand",
befiehlt der Versuchsleitcr. Die materialisierte Hand (immer zu bedenken
: weitab \om Medium, dessen eigene Gliedmaßen ja pausenlos
umklammert sind) holt einen leuchtenden Stift vom Tisch, fährt
damit in weitem Bogen aufwärts und beginnt nun wirklich, meinen
Namen an die Wand zu schreiben. Sie schreibt ihn in großer, lapidarer
Bteilschrifl, etwas nach rechts abfallend, jeden folgenden Buchstaben
iklar gegen den vorherigen abgesetzt. Das Herz hämmert mir bis in,
den Hals hinauf. „Jetzt noch einen Schnörkel", sagt der Primarius IL
In dieser Sekunde fällt mir ein, wie ich als Schuljunge mich zu unterschreiben
pfiegte, ich habe dem Namen Müller meist noch ein kleines,
dreigesti ichenes m nachgekritzelt — und sekundenlang fährt mir durch
den Sinn: ob jene Hand wohl auch die gleichen Züge finden könnte?
Kaum gedacht, erscheint das charakteristische, winzige, dreigeteiltc m
auch schon als Sehlußschnörkei meines Namens . . . ich muß die
Zähne zusammenbeißen, um nicht laut zu rufen. Während die
anderen Teilnehmer zu neuen Versuchen übergehen, frage ich mich,
keines anderen Gedankens fähig, halb wider Willen von einer unsinnigen
Hoffnung erschüttert: führt eine Brücke uns hinüber zu den
Schatten? Gibt es, ja, man muß so fragen, gibt es Telepathie in das
Reich der Geister . . .?

Ein Menschenwort vom Heimwege haftet mir im Gedächtnis.
Die Stadt nahm uns liückkehrende wieder auf, Bogenlicht, Gerassel,
Autohupe; da sagte einer der Weggenossen, und zwar der, der soeben
in der Versuchskammer am tiefsten überzeugt worden war: „Merk-
w ürdig. Jetzt glaube ich schon wieder nictU mehr daran..Wie er
es aussprach, lächelnd, beinahe wie in seiner tiefsten Brust befreit:
da lag in dem einen einzigen Satz der Schlüssel zum Trägheitsgesetz
der Menschen. Nur wo die Daumenschrauben der Stimmung sie umklammern
, sind sie für Neues zu hajben; wo der kleinste Spalt zum
Alltag sich öffnet, werfen sie sich aufatmend in die Arme der Mutten
Beschränktheit zurück. Die Menschen! Haben sie an die Bewegung
der Erde geglaubt? An die Durchleuchtung mit X-Strahlen? An den,


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