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Ude: Zum Streit für und wider das Grazer Medium Frau Silbert. 307
und seltenen Gutmütigkeit sich zu Versuchszwecken wie keine zweite
Person geeignet gezeigt hat, einer regelmäßigen und systematischen
»wissenschaftlichen Erforschung zuzuführen. Das alles ist durch das
Vorgehen des Herrn Prof. Benndorf nunmehr unmöglich gemacht
Als Herr Prof. Benndorf die ihm zugetragenen, von ihm unkontrollierbaren
Berichte in die pseudo-wissenschaftliche Form nachträglich nur
aus der Erinnerung konstruierten Protokolle zusammenfaßte, ist ihm
anscheinend nie eingefallen, darüber nachzudenken, ob die von seinen
Gewährsmännern zugetragenen Beobachtungen nicht etwa gleichfalls
auf autosuggestiven Sinnestäuschungen der Beobachter beruhen könnten.
Es war ihm wohlbekannt, daß sich eine große Zahl von wissenschaftlich
gut durchgebildeten Männern, deren Intelligenz, Glaubwürdigkeit und
nüchterne Beobachtungsgabe durchaus nicht hinter jener der neun auf
den Protokollen verzeichneten Männer zurückstehen, zum Teil seit
sieben Jahren mit der Erforschung jener Phänomene eingehend befassen.
Darunter ist eine Anzahl von Hochschullehrern, Aerzten, Juristen, Technikern
, Industriellen und hervorragenden Gelehrten des Auslandes usw.,
kurz, Männern, die, mitten im praktischen Leben stehend, durch ihr
Alter, ihre soziale Stellung, ihre Bildung, mindestens so vollgültig genommen
werden müssen wie jene Protokollverfasser. Herr Prof. Benndorf
hat nicht einen Augenblick gezögert, jener großen Zahl von
Männern den Vorwurf einer autosuggestiven Täuschung oder Leichtgläubigkeit
zu machen, ohne darüber nachzudenken, ob nicht dieser
Vorwurf eher ihm und seinen Gewährsmännern gebührt! Wenn eine
Reihe ernster Männer sich in Hunderten von Sitzungen, die zum Teil
bei vollstem Tageslicht, im Freien, in fremden Wohnungen stattgefunden
haben, von der unanfechtbaren Echtheit verschiedener Phänomene überzeugt
hat, dürfen Männer, die teilweise nur ein einziges Mal an einer
Sitzung teilgenommen haben, auch wenn sie im besten Glauben ihr
Urteil abgegeben haben, nicht als beweiskräftige und unfehlbare Beurteiler
solch komplizierten und bisher unerklärten Naturvorgänge»
gegenüber angesehen werden. *Wenn es Herrn Prof. Benndorf nur
einigermaßen um die objektive Erkenntnis zu tun gewesen wäre, hätie
er, bevor er seinen Namen zu einem so schwerwiegenden Vorwurf
hergab, unbedingt auch die objektive Glaubwürdigkeit seiner Gewährsmänner
nachprüfen müssen.
Es ist hier nicht der Ort, sich über die * Herkunft, Entstehung und
Glaubwürdigkeit der einzelnen Protokolle auszulassen. Aber schon auf
den ersten Blick wird es für jeden Eingeweihten klar, daß die einzelnen
Protokolle je nach ihrem Verfasser oder Unterzeichner eine ganz verschiedene
Würdigung verdienen. Es wird an anderer Stelle Gelegenheit
genommen werden, sich mit jedem einzelnen dieser Protokolle näher
zu befassen und Urherberschaft und Motive ihrer Entstehung zu beleuchten
. Eines aber erscheint heute schon klar: Gar so leicht, wie es
sich Herr Prof. Benndorf, der verantwortliche Redakteur dieses An*
griffes, vorstellt, wird die „Entlarvung" einer Naturkraft nicht vor
sich gehen.
Mit dieser Feststellung erklären sich einverstanden:
* Dr. ehem. A. Auer; Präsident Ing. V. Czerweny; Prof. Dr.
J. Dörfler; Medizinalrat Dr. G. Ennsbrunner; Dr. Karl Feiler; Chemiker
Kurt von Flammerdinghe; Prof. Dr. R. Freis, Direktorder Bundes-Lehrerbil-
dlungsanstalt; Dr. rer. pol. J. FL Gaiigl; Dr. jur. W. Habelsberger, Kammersekretär
; ,Dr. jur. et med. Haus-Hausen; Prof. Dr. F. Haslinger; Akad. Maler
F. Köck; Landesoberrevident K. Kutschera; Direktor W. Leuthmetzer; Architekt
-W\ Lemtlhrnetzetf; Dr. med;, M; Lieb; Lehrer Viktor Mayer; Winisterial-
tekt ,W. Leuthmetzer; Dr. med), W. Lieb; Lehrer Viktor Mayer; Ministerialrat
Dr. jur. et phil. Minnibeek; Rechnungsrat J. Möstl; Regierungsrat Prof,
Dr. G. Müller; Major i. R. Th. Pfastil; Ing. A. Guvilin; Dr. jur.
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