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Grunewald: Oekonomie der Forschung.
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habt hatte. Dies nur ein Beispiel neben vielen andern, die zu nennen
zu weit führen würde.
Den Medien als rechtlich selbständigen Personen kann man es im
Prinzip natürlich nicht verwehren, dahin zu gehen, wo sie es angenehmer
finden, bzw. wo sie besser bezahlt werden. So kann man es im
Grunde nicht vermeiden, daß sie sich gelegentlich auch Prüfungskommissionen
zur Verfügung stellen, die schon von vornherein wenig
Waluscheinlichkeit dafür bieten, daß sie ein Urteil zu ihren Gunsten
fällen werden. Ebenso ist es unverhütbar, daß ein Medium aus den
genannten Gründen in die Hände solcher Personengruppen gerät, die
es, in vielleicht ganz gut gemeinter Absicht, zu Schaustellungen ver-
wenden, zu denen jedweder, der nur überhaupt zahlt, Zutritt hat, so
daß Vertreter der okkultismusfeindliehen Presse mit Leichtigkeit
schiefe oder bewußt entstellende Berichte über diese Vorführungen
bringen können, die dem ruhigen ernsten Wissenschaftsbetrieb durch
die damit herbeigeführte Irreleitung der öffentlichen Meinung und
Einschüchterung der Medien ganz ungeheuer schaden.
Ein Radikalmittel in gewissem Sinne zur Beseitigung oder wenig-
stens weitgehenden Einschränkung dieser Ucbelstände wäre die Gründung
eines internationalen Forschungsinstitutes auf solch gesicherter
materieller Basis und von solcher Machtvollkommenheit, daß es imstande
wäre, allen Medien von Bedeutung nach Maßgabe der Umstände
längeren oder dauernden Aufenthalt am Ort seines Sitzes zu gewähren.
Damit wäre auch die Notwendigkeit verbunden, einer Anzahl Forschern
möglichst verschiedener Nationalität entsprechende Aufenthaltsmöglichkeiten
am gleichen Platz bieten zu können. In konsequenter Weiterführung
dieser Idee würde das Institut schließlich eine Monopolstellung
einnehmen, derart, daß die ganze parapsychologische Experi-
mentalforschung so gut wie ausschließlich in diesem sich abspielen
würde. Im vollsten Sinne des Wortes könnte diese dann hinter verschlossenen
Türen stattfinden, ungestört von dem Toben der Oeffent-
lichkeit.
Im Prinzip hat diesen Vorschlag schon vor anderthalb Jahren
Dr. Geley mir gegenüber geäußert, als ich gelegentlich der Aufstellung
der von mir konstruierten registrierenden Wageeinrichtung bei ihm
zu Besuch weilte. Er ist ja der Direktor des „Institut Metapsychique
International", des also eigentlich schon existierenden internationalen
* Instituts. Er meinte damals, es müßte doch wunderschön sein, wenn
etwa zehn der maßgebenden Forscher aus den verschiedensten Ländern
sich zeitweise in Paris einfinden und gemeinsam Untersuchungen mit
guten Medien vornehmen könnten. Er hatte es ernstlich im Sinn,
diese Idee zu verwirklichen. Die noch sehr verworrenen und unstabilen
internationalen Verhältnisse, die der Weltkrieg gezeitigt hat, haben
diesen Gedanken wieder einschlafen lassen.
Nun ist Dr. Geleys Institut zwar finanziell bisher das bestfundierte
seiner Art gewesen, es ist aber trotzdem doch noch nicht entfernt in
dem Sinne auf internationaler Grundlage organisiert, wie es dem von
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