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Grunewald: Oekonomie der Forschung.
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abzuhalten, um die heißersehnte Anerkennung von offizieller Seite
zu erreichen. Dann würde die Parapsychologie in sich selbst zu einer
'Zuverlässigkeit ihrer Resultate reifen, daß diese eines Tages un-
erschütterlich jedem Einwand trotzen könnten.
Einer Ausübung der Forschung seitens einzeln stehender, vom Zentralinstitut
unabhängiger Forscher in den verschiedenen Ländern stünde
damit trotzdem nichts im Wege. Diese soll auch nicht verhindert werden.
Im Gegenteil ist es eine Lebensfrage für die experimentelle Parapsycho-
logie, daß der Dilettantismus in Privatkreisen, in Familienzirkeln, bis
zu einem gewissen Grade gefördert wird, um jden (Nachwuchs von
Medien zu sichern, ja es wären hier noch erst praktische Richtlinien
aufzustellen zur Gewährleistung einer möglichst ökonomischen Ausnutzung
der in den Laienkreisen getätigten Experimentierarbeit. Und
im übrigen würde es unmöglich sein und sogar unklug, die Ausübung
der Wissenschaft etwa monopolisieren zu wollen. Ist der Dilettantismus
doch gar oft schon der Boden für neu© Ideen und große Entdeckungen
gewesen.
Mit dem Bestehen eines wirklich genügend machtvollkommenen
internationalen Forschungsinstitutes für Parapsychologie würde aber
auch der Dilettantismus nicht mehr den schädlichen Einfluß ausüben
können, wie er es zur Zeit unbestreitbar noch tut. Denn die einmal
als echt, kräftig und brauchbar erkannten Medien wären ihm dann entzogen
und befänden sich unter dem Schutz des Instituts, vor den ihnen
heute nodi stets winkenden Gefahren behütet.
Dann könnten aber vor allem vdie paraphysischen Phänomene wirklich
untersucht, studiert, analysiert werden. Dann brauchte man nicht
immer und immer wieder von neuem zu „konstatieren", daß diese
Phänomene als solche supranormalen Ursprungs überhaupt existieren.
Dann könnte man endlich die Forderungen der Ökonomie wirklich erfüllen
und endgültig vorwärts kommen. Denn allmähliche Entschleierung
der verwickelten Geheimnisse und nicht nur die Konstatierung
von dem Bestehen solcher ist doch wohl recht eigentlich die vornehmste
Aufgabe der Wissenschaft.
Zur Erfüllung dieser Aufgabe, ganz gleich, ob an sie ein Einzelner
zur Befriedigung seiner subjektiven Bedürfnisse oder dieser oder eine
Vielheit von Personen zur Erzielung objektiv sichergestellter Erkenntnisse
herantritt, ist die Beschränkung auf die Anwendung unserer fünf
Sinne natürlich nicht ausreichend, während diese noch vollkommen genügen
, um die Erscheinungen an sich als solche supranormalen Charakters
zu erkennen, wenigstens so lange man nur subjektiv Feststellungen,
machen will. Zur feineren Analyse der Naturerscheinungen im allgemeinen
jedoch reichen erwiesenermaßen unsere relativ groben Sinnesorgane
nicht aus. Zur Erweiterung und Verfeinerung ihrer Leistungen
benutzen wir seit langen Zeiten Instrumente, wie wir andrerseits solche
verwenden, die auf Wirkungen reagieren, für die wir überhaupt keine
spezifischen Sinnesorgane besitzen.
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