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Grunewald: Oekonomie der Forschung,
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der Photographie in tunlichst allen Fällen, ja ihre ununterbrochene
Ausübung in Form der Kinematographie zu ermöglichen.*)
Ohne prahlen zu wollen, darf ich an dieser Stelle wohl konstatieren
, daß man nach dem einstimmigen Urteil, auch des Auslands
und auch Amerikas, mein Laboratorium als das bezüglich der technischen
Hilfsmittel best ausgestattete seiner Art überhaupt anerkennt.
Und soweit ich die Berühmtheit desselben hier feststellen darf, möchte
ich unmittelbar im Anschluß daran bemerken, daß ich diese Berühmtheit
ganz persönlich als ein recht beschämendes Eingeständnis der
llückständigkeit der internationalen parapsychischen Forschung in experimenteller
Hinsicht ansehen muß. Denn die technischen Einrichtungen
meines Laboratoriums haben sich seit meiner Rückkehr vom
Kopenhagener Aufenthalt im Frühjahr 1922 noch so gut wie fast gar
nicht verändert und stellen im übrigen eine äußerst unvollkommene
Verwirklichung meiner eigenen Ideen dar, bedingt durch die bescheidenen
Mittel, die mir zur Verfügung gestanden haben. Das Laboratorium
ist also in meinen Augen entsetzlich unmodern und unvollkommen
.
Das, was ich anstrebe, und zwar schon seit den ersten Jahren der
Entstehung meines Laboratoriums, ist eine derartige Vervollkommnung
der photographischen Ausstattung und der automatischen llegistrier-
einrichtungen, daß die denkbar weitest gehende Analyse der Phänomene
so glatt und elegant vor sich geht, daß gleichzeitig damit und
ungehindert dadurch die subjektive Beobachtung derselben durchgeführt
werden kann, wobei die Ausführung der Apparate und der ganzen Einrichtung
des Untersuchungsraumes so getroffen sein soll, daß der Gebamteindruck
desselben ein möglichst wohnlicher, behaglicher, das Medium
nicht störender ist.
Nach Erreichung dieses Zustandes wird endlich ein wirklich ökonomisches
Arbeiten möglich sein. Dann wird man die Phänomene analysieren
und doch gleichzeitig die Sitzungen für die Versuchsteilnehmer
als Demonstrationssiizungen veranstalten können, um diesen eine unmittelbare
, subjektive, lebendige Anschauung der Vorgänge zu vermitteln
, die nach Schluß auf ihre Lückenhaftigkeit und Fehlerhaftigkeit
an Hand der Diagramme und der Photographien, bzw. kinematogra-
phischen Bildfolgen nachgeprüft werden können, wobei es ganz gleich
ist, ob die Sitzung bei gewöhnlichem Licht, in rotem oder im völlig
Dunkeln stattgefunden hat. Denn es ist ja im Prinzip möglich, im unsichtbaren
Licht zu photographieren, sowohl im Ultraviolett, als im
Ultrarot. Im Ultrarot zu photographieren, bzw. im sichtbaren Rotlicht,
*) Andererseits ist die Anwendung der Kinematographie auch stets für
einfache Blitzlichtaufnahmen zu empfehlen, um von sehneil veränderlichen
Vorgängen (Apporten, stoßartig verlaufenden Telekinesen, Demat**rialisations-
vorgängen) wenigstens einige Phasen fixieren und außerdem stets scharfe
Bilder erhalten zu können. Dies Prinzip habe ich 1921 bei meinen Untersuchungen
mit Einer Meisen angewendet, nachdem ich bereits die vollkommene
Automatisierung des gewöhnlichen photographischen Verfahrens
mit einzelnen Platten durchgearbeitet hatte.
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