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332 Psychische Studien. LI. Jahrgang. 5. Heft. (Mai 1924.)
Kleine Mitteilungen.
Eine Umfrage über „Anmeldung Sterbender66. Während die
„Phantasmen Lebender" mehrfach kritisch bearbeitet sind, fehlt bisher
vollkommen eine Sammlung und kritische Erörterung der Anmeldung
Sterbender (und Gefährdeter) durch Stehenbleiben von Uhren, zerspringen
von Gläsern und dergleichen dauernde physikalische
Veränderungen. Es handelt sich vor allem darum, überhaupt
erst einmal wissenschaftlich verwertbares Material zu sammeln. Ich
ersuche deshalb, mir solche Fälle möglichst genau und kritisch zu berichten
. Dabei wären besonders folgende Fragen zu beachten: Wie
war der zeitliche Zusammenhang der beiden Ereignisse? Wie weit war
die Entfernung zwischen Ort I und II ? Steht es fest oder ist aus inneren
Gründen anzunehmen, daß der Sterbende (oder Gefährdete) sich mit
jelmand an Ort II in seinen Gedanken beschäftigt hat? Bestanden
engere Beziehungen zwischen Sterbendem und jemand an Ort II? Befand
sidh zur Zeit des Ereignisses jemand in der Nähe des Gegenstandes
? Wie weit war die Entfernung? Fühlte sich an Oit II jemand
irgendwie geistig beeinflußt? Hatte jemand eine „Ähnung" vor, während
, nach dem Ereignis. War sie zutreffend? Wußte man um schwere
Krankheit? Hat jemand der Zeugen öfter ähnliches erlebt? War jemand
an Ort 1 oder II „medial" veranlagt? Inwiefern? Ist ein anscheinend
grundloses Stehenbleiben der Uhr oder dergleichen auch sonst beobachtet
worden? Konnte an der Uhr etwas Besonderes festgestellt
werden? War sie abgelaufen? Außerdem erbitte ich weitere sinngemäße
Mitteilungen. Dringend erwünscht ist es, wenn sämtliche Zeugen
(auch die, die davon erfuhren, bevor die Mitteilung des Todes ankam)
unabhängig voneinander Bericht erstatten. Namen, Ort usw. wird
auf Wunsch verschwiegen. Doch ist (wegen Rückfragen) Anschrift
vonnöten oder wenigstens dringend erwünscht.
NB. Es versteht sich von selbst und bedarf nicht des Nachweises,
daß man dergleichen Berichte auch erfinden kann, ebenso gut wie man,
wenn es einem Spaß macht, gefälschte Krankengeschichten in eine
medizinische Zeitschrift einschmuggeln könnte. Die Berichte erfolgen
also auf Ehre und Gewissen! Auf Wunsch werden
die Auslagen ersetzt. Um Abdruck in Zeitungen usw. wird
gebeten; falls dazu kein Platz ist, wird um kurze Mitteilung der
Umfrage mit Angabe meiner Anschrift ersucht; ich versende Fragebogen.
Dr. med. R. Tisehn er, München, Dietiindenstr. 18.
Der Vater des Mediums Rudi Schneider schreibt uns aus
Braunau, daß der Artikel über seinen Sohn im Märzheft mehrere Unrichtigkeiten
enthalten habe. Er weist die Angriffe auf seine Person
zurück, und bittet um Klarstellung, daß die Sitzungen mit Rudi in Wien
nicht unter seiner „Leitung", sondern nur unter derjenigen des Herrn
Baron von Czernin oder des Herrn Primararztes Dr. Holub standen.
Auch habe es sich niemals um „Produktionen" oder Sitzungen in
„Spukschlössern" gehandelt, sondern alle Veranstaltungen dienten nur
der Wissenschaft Alle gegenteilige Behauptungen seien aus der Luft
gegriffen, und es sei vor allem unwahr, daß es sich um Schaustellungen
des 15jährigen Knaben zu Erwerbszwecken gehandelt
habe, sondern es sei wahre Tatsache, daß er, der Vater, außer den
Reisekosten, niemals Zahlungen erhalten habe, vielmehr durch Opferung
seiner Zeit und Abwesenheit vom Berufe, noch materielle Nachteile
erleiden mußte. — Wir bringen gern diese Klarstellung und bedauern
, durch unseren Gewährsmann in einigen Punkten unrichtig informiert
gewesen zu sein. S.
Zur gell. Beachtung! Die kleine Mitteilung im Aprilheft betr. den
Zirkel des Herrn Dr. Störmer ist versehentlich mit Dr. Kröner anstatt
mit dem Namen des Herrn Dr. Störmer gezeichnet worden. D. Red.
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