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Psychische Studien.
Monatliche Zeitschrift,
vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des
Seelenlebens gewidmet
51. Jahrg. Juni 1924.
Inhalt: Klee: Spukvorgänge in einem schwäbischen Pfarrhaus. S. 333.
— Blacher: Materialisation und Schöpfungsproblem. S. 343. — Neumann
: Ueber Versuche mit dem Medium Jan Guzik in Baden-Baden. S. 347.
— Klinckowstroem: Indische Gauklerktinste. S. 554. — Nagel: Zum
Aufsatz: „'s Liachtl". S. 362. — Tramer: Das verkehrte Bild in der Telepathie
. S. 367. Kleine Mitteilungen: S. 369. - Zeitungsübersicht.
S. 370. — Vom Büchertisch. S. 371. — Mitteilungen der Deutschen
Ges ells chaft für wissenschaftlichen Okkultismus: Grunewald:
Die Materialisation der mediumistischen Energie unter dem Einfluß des bewußten
Willens. S. 381. — Beilage: Freudenberg: Hellsehtn oder
sonst was? S. IX. — Ko lisch: Physiognomie der künstlerischen Begabung
. S. XII. - Kleine Mitteilungen. S. XIV.
Spukvorgänge in einem schwäbischen Pfarrhaus«
Von Prof. Dr. Klee, Nürnberg.
Die Spukvorgänge, von denen hier berichtet werden soll, spielten
sich in einem Pfarrhause in der Nähe des schwäbischen Städtchens
Nördlingen ab, in der Zeit vom 21. Mai bis 18. September 1875. Meine
Ausführungen stützen sich auf das genaue Tagebuch des damaligen
Pfarrers N., sowie auf einen Bericht des Pfarrers (Concept) vom
21. Juni 1875 an das protestantische Konsistorium Ansbach über jene
Spukvorgänge. Den Bericht hatte «die genannle Kirchenbehörde angefordert
. Das Tagebuch und den Bericht hat mir ein befreundeter
Kollege, der Sohn jenes Pfarrers, gütigst zur Verfügung gestellt. Von
diesem und seiner Schwester, Frau ß., die als Kinder Zeuge der Spukvorgänge
waren, habe ich weitere Mitteilungen mündlich und schriftlich
erhalten. Das Bezirksamt zu Nördlingen veranstaltete am 16. Juni
eine Untersuchung im Pfarrhaus. Das diesbezügliche Protokoll habe
ich nicht eingesehen. In der Augsburger Abendzeitung Nr. 162 vom
i3. Juni 1876 erschien über die rätselhaften Vorkommnisse ein kurzer
Artikel, der zwar das Wesentliche richtig bringt, aber nicht genau
der Wahrheil entspricht. Eine Berichtigung, die Pfarrer N. an die
Augsburger Abendzeitung einsandte, wurde von der Redaktion nicht
veröffentlicht.
Die Tatsächlichkeit der Spukvorgänge kann somit nicht angezweifelt
werden. In dem Orte leben noch verschiedene Personen, wie
ich durch Nachfrage erfuhr, welche sich des Spukes genau entsinnen.
Auf Wunsch meines Freundes habe ich die Namen seiner Angehörigen,
sowie den des Wohnortes nicht genannt. Ich bin jedoch berechtigt
dieselben auf Anfragen hin anzugeben.
Die Lage des Pfarrhauses und seiner Räume ist aus dem beigefügten
Plan ersichtlich.
Die Bewohner des Hauses waren damals Pfarrer N., 49 Jahre alt;
2 Knaben G. und L. im Alter von n bzw. 5 Jahren; die Haushälterin
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