Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
51. Jahrgang.1924
Seite: 345
(PDF, 233 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1924/0363
Biacher: Materialisation u.;d Schöpfungsproblem.

345

mäßigen schöpferischen Wirkens der Natur1). Durch diese Hinweise
wird das epigenetische Schöpfungsbild noch mehr dem Verständnis
nähergebracht und dessen Auswertung vorbereitet.

Versuchen wir nun, unsere Folgerungen zu entwickeln.

Sollte nicht hier bei den Materialisationen die Idee, analog der
Idee der Erschaffung eines neuen Artindividuums, auch eine schöpferische
Aufgabe zu lösen haben und dieselbe metaphysische Macht besitzen
, wie die das organische lebende Gebilde aufbauenden Impulse in
den Keimzellen? Wenn die Idee ihre schöpferische Macht dadurch
dokumentiert, daß sie ein Menschenpaar auch gegen die Stimme ihres
eigenen Intellektes (d. h. doch: wie oft gegen ihre bessere vernunftmäßig
begründete Ueberzeugung?) mit elementarer Gewalt zwingen
kann, ein neues Artindividuum auf geschlechtlichem Wege entstehen zu
lassen, weshalb sollte es nicht möglich sein, daß dieselbe Macht unter
besonderen zwingenden Umständen eine ähnliche Idee, die ihr wenigstens
als gleich wichtig erscheint oder hingestellt wird, auch auf nicht rein
geschlechtlichem Wege zu realisieren sucht? In der Natur ist ja auch
durchaus nicht das Prinzip der ausschließlich geschlechtlichen Zeugung
durchgeführt. Andererseits tut die Natur alles nur mögliche, um dies©
herbeizuführen, wohl als die die vollkommensten Geschöpfe ergebende.
Schopenhauer sagt über die schöpferische Macht der Idee2): „Dies neue
Individuum ist gewissermaßen eine neue (platonische) Idee: wie nun
alle Ideen mit der größten Heftigkeit i|n diie» Erscheinung zu treten
streben, mit Gier die Materie hierzu ergreifend, welche das Gesetz der
Kausalität unter sie alle austeilt, so^streht eben auch diese' besonderer
Idee einer menschlichen Individualität mit der größten Gier und Heftigkeit
nach ihrer Realisation in der Erscheinung." Sollte sich nicht auch
in den Materialisationen diese Gier und Heftigkeit einer nach Realisation
in ihrer Erscheinung strebenden aus dem Unterbewußtsein kommenden
Idee äußern!

Auf ihrem Forschungswege ist die Psychanalyse3) auf eine
allgemeine Lustbegabung der Organe, die sogenannte allgemeine in erweitertem
und übertragenem Sinn zu verstehende Sexualität gekommen,
welche sozusagen die speziell geschlechtliche Sexualität vorbereitet. Die
saugenden Lippen der Neugeborenen müssen lustbegabt sein, denn nicht
aus innerer Ueberzeugung sucht und nimmt der Säugling die Brust der
Mutter. Es ist Instinkt und Wille zum Leben zugleich, freilich nicht an
den Zeugung»- sondern Erhaltungsprozeß Geketteter. Mit diesem
ersten Lustgefühl stürzt aber auch der Mensch letzten Endes in die Falle,
die ihm der Wille der Art zum\ Leben gestellt hat, indem) jer in dejc
speziellen Geschlechtsliebe zur Erzeugung eines neuen Individuums
endet. Hier sind jedenfalls Hinweise für die Erklärung der Tatsache
enthalten, daß für die mediumistischen Leistungen die Zeit der Ge-

*) Genauer in Uexküll „Theoretische Biologie". Berlin 1920. Gebr
Paetel.

2) An gen. Stelle, S. 630.

3) Näheres darüber in den Arbeiten von Freud.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1924/0363