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Neumann: Ueber Versuche mit dem Medium Quzik in Baden-Baden. 347
Es isl ein eigen Ding um die Stellung der Menschen neuen Erfah-
rungen gegenüber. Wenn man jemandem eine neue Idee begreifbar
machen will, so glaubt er an dieselbe, wenn es selbst der größte jedoch
auf einer seiner falschen Voraussetzungen aufgebauter Unsinn ist.
Kommt man ihm imit Tatsachen und sicheren Erfahrungen, so hält er
sie nur dann für wahr, wenn ihm. dieselben speziell für ihn zurechtgestutzt
verabreicht werden. Was aber gerade bei den okkulten Erscheinungen
so wichtig ist, dieselben wie ein jedes andere noch
so unerwartete und unwahrscheinliche Versuchs-
resultal prüfen und als Ausgangspunkt für weitere Forschungen als
gegeben ansehen, zu dieser bescheidenen Vorurteilslosigkeit kann sieht
selten jemand aufschwingen, nicht einmal der exakte Forscher, der es
gerade müßte. Leichter wird es dem Praktiker, den das Leben Bescheidenheit
gelehrt hat So erklärt sich vielleicht auch die durchschnittlich
aufgeklärlere Stellungnahme der Ingenieure zu der Para-
psychologie.
So schwer aber auch die Materialisationserscheinungen dem Verständnis
zugängig sein mögen, man braucht sich nur an unsere großen
Denker zu wenden, um zu finden, daß sie für die5 Naturwissenschaft
vorausgedacht und uns auch Erklärungen für uns erst künftig bemerkbar
werdende Erscheinungen gegeben haben. Weil sie eben tief in den
Sinn des Naturgeschehens eingedrungen sind, sind auch neu bemerkte
Manifestationen dieser Natur von ihrem Standpunkt aus nicht weiter
unerklärlich. '
Ueber Versuche mit dem Medium Jan Guzik
in Baden-Baden.
Von Dr. med. Wi 1 h. Neumann, Baden-Baden.
In der Zeit vorn 5. bis 12. Dezember 1923 hielt sich das polnische
Medium Jan Guzik in Baden-Baden auf. In dieser Zeit haben
elwa 3o Personen 12 Sitzungen mit ihm veranstaltet, denen ich allen
mit einer einzigen Ausnahme ganz oder teilweise beiwohnte. Ich
kannte Guzik schon von Warschau her und habe über die Sitzungen,
die ich mit ihm veranstaltete, in der Münchner med. Wochenschrift
(Nr. ic>23) bereits kurz berichtet.
Die Versuche in Baden-Baden waren im Vergleich mit denen von
Warschau verhältnismäßig ergebnisarm. Einige Sitzungen mußte man
als fast oder ganz erfolglos bezeichnen. Sie waren aber, gerade was
ihre negative Seite anbelangt, außerordentlich lehrreich und boten von
dieser negativen Seite her bedeutsame Aufschlüsse.
Guzik „arbeitete" auch diesmal meist im Dunkeln. Es hat sich
indessen gezeigt, daß auch bei mattem Rotlicht parapsychische Phänomene
in seiner Gegenwart festgestellt werden können. Bei einigen
Sitzungen hatten wir eine Dunkelkammerlampp von Rubinglas in Verwendung
, deren Licht mir gestattete, die Gesichter sämtlicher An-
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