Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
51. Jahrgang.1924
Seite: 355
(PDF, 233 MB)
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Klinkowstroem: Indische Gauklerkünste.

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Jataka, einer Sammlung von Fabeln und Legenden von der Wiedergeburt
Buddhas vor seinem letzten Auftreten in dieser Welt, die zuerst
in Pali aufgezeichnet sind und deren ältester Kern bis mindestens
in das dritte vorchristliche Jahrhundert zurückreicht, nach Bühler aber
noch wesentlich älter sein dürfte. Diese Sammlung ist die älteste nachweisbare
Quelle für viele Fabeln und Erzählungen, die später ins Sanskrit
übersetzt wurden und von Indien ihren Weg über Persien nach
dem Abendlande fanden. Es ist also nicht gar so verwunderlich, wenn
wir im nördlichen Europa schon früh verwandte Legenden wiederfinden
. Dr. Müller verweist als Parallele auf die Ueberpflanzung
eines indischen Märchens nach North Wales, die Winternitz („Geschichte
der indischen Literatur" III, 3o5) erwähnt hat. Die erhalten
gebliebene sehr umfangreiche Jataka-Sammlung ist die spätere Ueber-
arbeitung eines älteren Werkes, worin nur die Verse zusammengestellt
waren, die den Grundstock der Erzählungen bilden. Als eigentlich
kanonisch gelten nur die Verse, nächst diesen die Erzählungen aus der
Vergangenheit. Um eine solche handelt es in unserem Falle.

Wir finden die älteste Form des Seilberichtes im Suruci-Jataka,
die Richard Fick in seinem Buch „Die soziale Gliederung im nordwestlichen
Indien zu Buddhas Zeit", Kiel 1897, S. 188/89, nach der
englischen Uebertragung von V. Fausböll (IV. 324,) widergibt und
kommentiert. Wir benutzen lüer die deutsche Uebersetzung des Jataka
aus dem Pali von Julius Dutoit (Bd. IV, 1912, S. 392/93). Die betreffende
Stelle lautet: „Darauf versprachen zwei geschickte Gaukler,
Bhondukanna und Pandukanna mit Namen (auf deutsch: Kahlohr und
Gelbohr), sie würden den König* zum Lachen bringen. Zuerst machte
Bhandukanna am Tor des königlichen Palastes einen großen Mangobaum
mit Namen Atula («* unvergleichlich), warf ein Knäuel Schnur
hinauf, daß es am Aste hängen blieb, und erkletterte an der Schnur
den Atula-Mangobaum. Der Atula-Mangobaum war aber auch der Ve&-
savana-Mangobaum *). Daher ergriffen ihn die Diener des Vessavana,
zerhieben ihn in große und kleine Stücke und warfen ihn herunter.
Die übrigen Gaukler legten diese Stücke wieder zusammen und besprachen
sie. Darauf kam er wieder zum Leben, oben und unten mit
einem Blumengewande bekleidet, und trieb sein Spiel weiter." Der
Gaukler bestieg dann einen brennenden Scheiterhaufen, ohne daß die
Flammen ihn beschädigt hätten. Er vermochte aber auch dadurch nicht
den König zum Lachen zu bringen. Da sandte Sakka (der Gott Indra)
einen göttlichen Gaukler, der dem König wenigstens ein Lächeln ablocken
konnte: er zeigte, in der Luft stehend, das sogenannte Halbschauspiel
. Dieses bestand darin, daß er jeweils nur mit einer Hand,
einem Fuß, einem Auge, einer Zahnreihe tanzte, die er bewegte und
rollte, während der übrige Körper unbeweglich blieb.

Fick knüpft folgenden Kommentar an den Seilbericht, der, ob-

*) Arno, von Dutoit: Vessavana ist ein Beiname des Kuvera, des Gottes
des Reichtums Der Baum spielt auch im Jataka 281 (II, 446/53) eine
Rolle. Die Diener des Vessavana sind wohl als solche verkleidete Gaukler.


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