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370 Psychische Studien. LI. Jahrgang. 6. Heft. (Juni 1924.)
Sterben gebetet hatte, zurückkehrte, sagte s:,e mir sofort: „Papa ist
Punkt 2 Uhr gestorben. Dre Uhr schlug gerade, als er sich bei mir
durch starke Klopflaute anmeldete." Ich erwiderte, daß «er bereits um
1 Uhr 97 Minuten nach meiner Taschenuhr d'ese Hülle verlassen hät/e.
Eine Kontrolle der Uhren ergab, daß diese um drei Minuten d'Ferierten!
D. h.: der Sterbende hat sich genau in seiner Todesminute abgemeldet!
War meine Frau auch auf den Tod vorbereitet — w'ewohl s'e weder
die näheren Umstände noch selbstredend den genauen Zeitpunkt ahnen
konnte —, so wurde eine alte Freundin meines Vaters, die gVchfalls
in der Sterbestadt München lebt, durch das „Ansagen" nachts gewerkt
Sie wuß*c nichts vom Schlaganfall. Leider war die genaue 7e t nicht
festzustellen. ' Dr. Max Kemmeric h-München.
Wir bringen gern obige Mitteilung als die erste Einsendung des
bekannten Schriftstellers, bitten jedoch, ähnliche Beobachtungen hinfort
a»n Herrn Dr. Tischner, München, Dietlindenstr. 18, zu senden, der im
vorigen Heft eine diesbezügl. Umfrage erlassen hat. Red.
Zeitung srundsch au.
Moderne Erinnyen.
Ein Beitrag zur Kriminal-Telepathie.
Zu dem unter dieser Ueberschrift in „Welt und Wissen", Nummer 55
— Beilage der „Berliner Börsenzeitun?" - vdm 12. April, erschien**^ -
Aufsai/ von Landgerichtsd»rektor Dr. Hellwig ersucht uns Herr Otto
S <> e I i u g , Rektor und Diplomhandelslehrer, Berlin SW, Wilhelrcstr.
117, um Aufnahme folgender Berichtigung:
1. Ich habe mich nie in meinen Vorträgen oder in meinen Büchern
t*sw. als Psychologe bezeichnet, wenngleich ich neben meinen volkswirtschaftlichen
und rechtswissenschaftlichen Studien auf Universität und
Handelshochschule seit längerer Zeit experiroentalpsvchologisehe Arbeiten
gemacht habe, und zwar nicht nur im wirtschaftspsycholog'schen
Institut der Handelshochschule, sondern insbesondere gemeinsam mit
bekannten Berliner Fachärzten.
2. Ich habe nicht, wie in dem Artikel von Herrn Dr. Hellwig
fälschlich behauptet wird, den ausführlichen Zeitungsbericht als Drucksache
mit der Absicht eingeschickt, den Inhalt des Zeitungsberichts in
seinem gesamten Umfange mittelbar zu bestätigen. Ich erkläre ausdrücklich
, daß ich den Zeitungsbericht vor seiner Drucklegung weder zu
Gesicht bekommen habe noch seinen Text kannte.
3. Ich habe nie in der Nähe von Dessau Hf»llsehversuche mit
Medien angestellt, es sei denn, daß Herr Dr. Hellwig danrf de Tatsache
meint, daß ich im Frühjahr 1921, abends 8 Uhr, den Besuch des
Staatsanwalts Dr. Lämmler-Dessau und des Kriminalkommissars Kunze-
Berlin erhielt, die mich mit dem Auftrage beehrten, aus Berlin zwei
Versuchspersonen mit psychometrischer Begabung umgehend zu beschaffen
und mit ihnen mich zur Abfahrt in einem Dienstauto nach
Dessau bereitzuhalten. Ueber das Ziel der Fahrt und über den Ausgang
der Ermittlttngsarbeit an Ort und Stelle habe ich b:sher nichts erfahren.
Bei den Experimenten war unter anderem zugegen Herr Professor
Kauffmann aus Halle. In Erinnerung an meine Tätigkeit im Jahre 1921
in der Nähe von Dessau hat mich, wie mir amtlich mitgeteilt wurde,
Herr Staatsanwalt Dr. Lämmler 1924 dem Landgericht bzw. Herrn Land-
g£erichtsrat Dr. Meyer empfohlen. Ich bin also auch 1924 nicht aus
eigener Initiative an die Gerichtsbehörde herangetreten, habe im
Gegenteil den Auftrag erst nach reichlich e*nem Monat erfüllt.
4. Die von Herrn Dr. Hellwig erwähnten psychometrischen Versuche
, über die ich im Herbst 1921 berichtete, sind psychometrische
Grundversuche im kleinsten Kreise gewesen und von rrijr wiederholt
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