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Vom Btichertisch.
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eine telepathische Ucbertragung auf den Perzipienten, welcher in diesem
Falle ebenfalls ein Kind von drei Jahren war. Es ist ausgeschlossen
, daß das kleine Gehirn des letzteren sich halluzinatorische
Phantome durch Autosuggestion vorführt.
In einer sechsten Klasse berichtet B o z z a n o Beispiele von
Erscheinungen Veistorbener, welche sich kurze Zelt nach einem
Todesfall zeigten und in demselben Hause gesehen wurden, in
welchem der Leichnam lag.
Diese Fälle sind wohl die interessantesten und wenn man sie in
genügender Anzahl finden könnte, würden sie einen wertvollen Beitrag
zugunsten der spiritistischen Hypothese liefern. Aliein sie sind sehr
selten, was nicht Wunder nehmen kann in Anbetracht der aus nah ms-
weisen Bedingungen, welche hier zu erfüllen sind. Der Autor kennt
nur einen Fall, der den Proceedings (Vol. V)entnommen ist. —
Bozzano weist am Schluß des ersten Abschnittes seines Buches
darauf hin, daß er die wissenschaftlichen Erklärungen durch Halluz'na-
tion, verbunden mit telepathischer Oedankenübertragung nie aus dem
Auge verloren hat, aber auch jene Beispiele in Betracht zog, welche
die Unzulänglichkeit der genannten Hypothesen zu beweisen scheinen
und dazu zwingen, zur spiritistischen Theorie zu greifen.
Diese Beispiele erlangen Beweiskraft durch die Art der Manifestationen
. Es sind folgende Tatsachen, welche hierfür sprechen:
1. Der Kranke befindet sich mitunter in komatösem Zustand,
welcher die Möglichkeit ausschließt, daß die Visionen der Anwesenden
eine Projektion der Gedanken des Sterbenden sind.
2. Der Verstorbene, dessen Phantom erscheint, war dem Perzipienten
nicht bekannt und ist nachträglich durch ein Porträt identifiziert
worden.
3. Das Phantom nimmt den Charakter einer präm onitorischen
Manifestation an, ein Umstand, der mit den Hypothesen der Halluzination
, der Autosuggestion und Telepathie nicht erklärbar ist.
4. Man erhält mitunter indirekte Bestät;gungen der Wirklichkeit der
Erscheinungen in Form von Ankündigungen oder mediumi-
stischen Mitteilungen.
5. foi einigen Fällen ist der Sterbende oder der Perzipient ein Kind
oder sind beide Kinder im zarten Alter und folglich unfähig, sich
zu suggestionieren oder anderen transzendentale Geschichte zu suggerieren
, welche ihr kleines Gehirn unfähig ist zu verstehen.
Diese Fälle sind am schwerwiegendsten, denn sie schießen \ede
andere Hypothese aus, so daß es erlaubt ist, sagt Bozzano, zu behaupten
, daß gut beobachtete und beglaubigte Fälle dieser Art genügen,
unwiderstehlich die telepathisch-halluzinatorische H}rpothese als Erklärung
abzulehnen.
Der Autor betont ferner, daß eine unbestreitbare Regel d;e telepathischen
Fälle mit ganz seltenen Ausnahmen beherrscht: Es ist
stets das Phantom des Agenten, das sich dem Perzipient
manifestiert!
Nur in den Fällen der Erscheinung Verstorbener am Sterbebett ist
die Regel diametral verschieden. Es sind immer Phantome
dritter Personen (Verstorbener), welche sich den Perzipienten
zeigen!
„Sehen wir, wohin diese Feststellung führt", sagt Bozzano. „Ich
beginne damit, zu bemerken, daß ich von Anfang bis zu Ende deses
Buches, meinen Gegnern den Vorteil zugestanden habe, vorauszusetzen,
daß die telepathischen Uebertragungen von Phantomen
der Personen, an die man intensiv denkt, die Regel bildet. Aber jetzt
ist es notwendig zu sagen, daß diese Supposition absolut nicht begründet
ist; sie ist sogar ein grober Irrtum, der vor den Tatsachen nicht
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