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Grunewald: Die Materialisation der mediumistischen Energie. 383
drei Minuten in der Faust. Dabei zeigte sein Gesieht den Ausdruck
konzentrierter Willensanspannung. Dann warf er den Zucker in ein
vorher bereitgestelltes, mit Wasser gefülltes Trinkglas. Das Zuckerstück
sank bis auf den Boden und blieb dort, ohne A^nzeichen eine»r Auf-,
lösung, ungefähr 17 Minuten liegen, um dann langsam, unter verschiedenen
Drehungen und Wendungen, bis zur Oberfläche des Wassers
aufzusteigen, wo es nach weiteren 4 Minuten eine endgültige Ruhelage
einnahm, derart, daß nun eine seiner beiden Breitseiten horizontal lag.
Von dem Augenblick an, in dem das Zuckerstück hochgestiegen war,
sah man kräftige Schlieren in Form von Fäden von dem Zuckerstück
aus senkrecht nach unten sich bewegen. Es wafr dies konzentrierte»
Zuckerlösung, die sich auf dem Boden des Glases innerhalb des Wassers
verteilte. Davon überzeugte sich der Vortragende, indem er ein Glas-
röhrchen bis auf den Boden des Glases tauchte und etwas Flüssigkeit
hochschlürfte, die intensiv süß schmeckte, während das Wasser an der
Oberfläche bei entsprechender Probe absolut keinen Zuckergeschmack
aufwies. Er stellte auf diese Weise schließlich fest, daß sich ein Teil
des Zuckers löste unter Zurücklassung eines unlöslichen Rückstandes,
der die äußere Form des Zuckerstückes beibehielt. Nach mehreren
Stunden waren keine Schlieren mehr im Wasser zu beobachten,
während die unlösliche Restsubstanz noch in der alten Form auf der
Wasseroberfläche schwamm. Am andern Morgen nahm er das Reststück
aus dem Wasser, drückte es zwischen den Fingern und besah es
genauer. Die Substanz war weißlich und fühlte sich schwammig an.
Jetzt nahm sie Herr P. J. und steckte sie in den Mund. Er verspürte
eine Empfindung wie von einer feuchten Oblate. Die Substanz war
vollkommen geschmacklos.
Das gleiche Beeinflussungsexperiment wurde, nachdem das Zuckerstück
in der eigenartigen Weise an die Flüssigkeitsoberfläche gestiegen
war, auch von dem gemeinsamen Freund und dem Vortragenden
wiederholt, jedoch mit negativem Erfolg. Die beiden Zuckerstücke
begannen sich sofort nach dem Hineinwerfen ins Wasser in normaler
Weise aufzulösen und zu zerfallen.
Auf die Frage des Vortragenden an P. J., wie er zu diesem Experiment
gekommen sei und was er sich dabei gedacht habe, erzählte er
folgendes: Er habe vor einigen Jahren in einer theosophischen Zeitschrift
(wie er später angab, in der inzwischen eingegangenen „Neue
Gedankeu") diesen Versuch kurz beschrieben gefunden als einen
solchen, der den Beweis zu liefern vermöge«, daß Gedanken krä;£be
seien. Jedenfalls habe er, während er das Zuckerstück in der Hand
gehalten habe, entsprechend der Anleitung in der Zeitschrift, sich
intensiv auf den Gedanken konzentriert, daß durch seinen Einfluß der
Zucker materiell verändert werden möchte. Er habe sich heute plötzlich
auf dies Experiment besonnen und nun erstmalig versuchen
wollen, ob es ihm gelänge. Dies sei ja geglückt und er damit befriedigt.
Das ganze Experiment mit seinen Einzelerscheinungen verlief genau
so, wie es der Vortragende später selbst zustande brachte mit künstlich
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