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384 Psychische Studien. LI. Jahrgang. 6. Heft. (Juni 1924.)
in Collodium präpariertem Zucker. Wohl erwogen der Vortragende
und sein andrer Freund damals sofort die Möglichkeit, daß man es
hier mit einem Taschenspielerkunslstück zu tun hätte, doch war der
schließliche Eindruck der, eines durchaus ernst gemeinten Versuches
von seiten P. J.s. Da er, beiden Beteiligten als mediumistisch veranlagt
schon genügend bekannt war, kamen sie zu dem Schluß, daß
er hier wirklich eine Probe seiner besonderen Fähigkeiten gezeigt habe«.
Diese Meinung wurde bei dem Vortragenden in der Folgezeit zur Gewißheit
durch die oftmalige Wiederholung des Grundversuches unter
verschiedenartigen Umständen und in Gegenwart andrer Personen, die
sich immer wieder vergeblich bemühten, den gleichen Effekt zu erzielen
. So gelang schließlich auch das Experiment, als eine andre
Person und in einem zweiten Fall der Vortragende selbst ein Zuckerstuck
in die Hand nahm und diese jeweils von beiden Händen P. J.s
umschließen ließ, während er sich konzentrierte.
In der ersten Zeit seiner Beschäftigung mit dem Zuckerphänomen
neigte der Vortragende zu der Anschauung, daß durch die Beeinflussung
des Zuckers ein Teil desselben in die besondere Restsubstanz
umgewandelt würde, bis er im Oktober 190g durch eine Unterhaltung
mit dem im Trance befindlichen P. J. auf einen andern Gedankengang
gebracht wurde. Auf eine entsprechende Frage wurde ihm
erklärt, daß die Grundlage der Restsubstanz von derselben A'*t wäre,
wie die, aus der die materialisierten leuchtenden Phantome aufgebaut
würden. Dadurch kam er zu der Idee, daß die Restsubstanz das Produkt
eines reinen Materialisationsprozesses sein müsse.
Die Rlchtigkeii dieser Annahme hätte sich dann durch eine Gewichtszunahme
des Zuckerstückes nach erfolgter Beeinflussung erweisen
müssen im Betrage des Gewichts des jeweiligen Reststückes.
Diese Ansicht bestätigte sich jedoch gar nicht bei zwei ersten Kontrollversuchen
. Der Zucker zeigte sich vielmehr nach der Beeinflussung
sogar etwas leichter, und zwar um einen Betrag von 2 bis 4 nig, was,
wie spätere Kontrollversuche gezeigt haben, zum Teil eine unmittelbare
Folge der durch die Hand bewirkten Erwärmung des Zuckerstückes
und dadurch hervorgerufenen Luftaustritts war. Die durch
die Erwärmung bedingte Gewichtsverminderung geht nach Verlauf
einer halben Stunde gänzlich zurück. Eine bleibende Gewichtsver*-
minderung der Zuckerstücke von derselben Größenordnung wird bei
einzelnen Versuchen dadurch hervorgerufen, daß Partikel der kristallinischen
Zuckersubstanz durch das Anfassen mit der Hand abbröckeln.
Jetzt ging der Vortragende zu der Ansicht über, daß der von ihm
vermuteta Materialisationsvorgang erst in dem Augenblick eintrete, in
dem das Zuckerstück ins Wasser geworfen wird, so daß also erst danach
eine Gewichtszunahme sich feststellen ließe. Er hatte dabei die
Vorstellung, daß durch die Beeinflussung seitens der Versuchsperson
eine gewisse Menge mediumistischer Energie auf das Zuckerstück übertragen
v>ürde und diese bei Eintauchen desselben in die Flüssigkeit sich
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