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Grunewald: Die Materialisation der mediumistischen Energie, 389
werden konnte. Trotzdem aber blieb nach Oeffnen der Gefäße und
Einwerfen des Zuckers in Wasser die besondere Restsubstanz übrig,
meist jedoch in geringerer Menge, als bei den Versuchen an offener
Luft, bei denen das Gewicht der Reststücke in der Größenordnung von
,3o mg lag, während das Gewicht der Zuckerstücke selbst sich um 3 g
herum bewegte.
Schließlich trat auch noch ein eigenartiges Phänomen auf, das den
Eindruck einer Verzögerungserscheinung machte. Ein aus einem Gefäß
herausgenommenes Zuckerstück löste sich nach Einwerfen in Wasser
* zwar auf, aber ganz ungewöhnlich langsam, so daß noch nach einer
Stunde ungelöster Zucker auf dem Boden des Wassergefäßes lagerte,
bis endlich, ohne daß der Entstehungsaugenblick beobachtet werden
konnte, ganz unvermittelt ein steifes Häutchen, gelblich bläulich opaleszierend
und von einem feineren durchscheinenden Rand umgeben, auf'
der Oberfläche des Wassers schwamm, ein Häutchen, das der Vortragende
später durch Aufschütten von Kjollodium auf Wasser ziemlich
getreu nachbilden konnte. Dies Häutchen, das in zwei Fällen sich
bildete, erschien dem Vortragenden als das Produkt eines „Materialisationsverzuges
", welch letzteren Vorgang er in Parallele setzte zu dem
Phänomen des ErstarrungsVerzuges.
Als er zuletzt überging zu vollständig geschlossenen Glasgefäßen,
die nach dem Einbringen des Zuckerstückes zugeschmolzen worden
waren, blieben die Gewichtsveränderungen aus, bei dem letzten Versuch
allerdings infolge inzwischen eingetretenen Verlustes der besonderen
Disposition der Versuchsperson. Ein längere Zeit vorher unternommener
erster Versuch mit einemv vollständig zugeschmolzenen Glasgefäß
verlief insofern nicht resultatlos, als der Zucker eines Morgens
braun gefärbt und breitgelaufen in dem Glasgefäß sich vorfand, ganz
so, wie wenn er vorübergehend einer starken Temperaturerhöhung ausgesetzt
gewesen wäre. Die Versuchsperson hatte an dem betreffenden
Morgen einen damit in Verbindung stehenden Traum, nach dem sie
erwachte und dann den neben ihm schlafenden Vortragenden weckte,
um ihm mitzuteilen, daß nach ihrem Traum eine Veränderung des
Versuchsgefäßes eingetreten sein müßte, was sich dann aucli bewahrheitete
.
Es muß hier gesagt werden, daß der ganze Verlauf der mehrjährigen
Versuche für den Vortragenden ein Erlebnis von besonderer
Eindruckstiefe und vielen spannenden Momenten war, nicht zuletzt
dadurch, daß zwischen den Versuchen selbst öfters Unterhaltungen
des Vortragenden mit der Versuchsperson im Trancezustand stattfanden,
in welchem die Personifikation Heinrich" auftrat, die vorgab, identisch
zu sein mit einem früheren Schulfreund der Versuchsperson, der
im Alter von 21 Jahren gestorben war und Chemiker hatte werden
wollen. Leider gingen die speziellen chemischen und physikalischen
Kenntnisse des Freundes Heinrich gar nicht über die sehr mangelhaften
der Versuchsperson hinaus, was im Sinne eines animistischen Ursprungs
dieser Persönlichkeitsform ja ganz verständlich ist. Aber gerade deshalb
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