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390 Psychische Studien. LI. Jahrgang. 6. Heft. (Juni 1924.)
waren die Unterhaltungen mit „Heinrich" oft sehr reizvoll. In der
entgegenkommendsten Weise bemühte er sich stets, meinen vielen Fragen
gerecht zu werden mit dem beschränkten Schatz an Begriffen und
Worten, der ihm zur Verfügung stand. So fand ich es als besonders
witzig, als er von dem „Vertriebenen" sprach, das bei dem Materialisationsprozeß
gewissermaßen als Abfallprodukt auftreten sollte, als ein
Etwas, das sich nicht mehr weiter verwandeln ließe und die Ursache
der Veränderung an den Verkittungen der Gefäße wäre. Er meinte
damit die Entropie, den Teil der Energie, der bei dem Materialisationsprozeß
in Form von Wärme auftrat.
In rein psychologischer Hinsicht waren deshalb die ganzen Untersuchungen
für den Vortragenden ebenso interessant wie in physikalischer
. Lernte er hierbei doch die Bedeutung der Wechselwirkungen
erkennen zwischen der psychischen Einstellung des Experimentators
und de«' Versuchsperson, so daß er immer deutlicher erkannte, daß die
Gedankengänge des Experimentators mitbestimmend sind für den Ausfall
der Phänomene, welche die Versuchsperson hervorbringt, so daß
er schließlich, bei gegebener Disposition der letzteren, in bedingter
Weise jede von ihm vertretene Hypothese durch die besondere Art der
Phänomene experimentell bewahrheitet bekommen kann.
So schloß denn auch die Reihe der positiv verlaufenen Versuche
des Vortragenden mit einem solchen, der die Bestätigung seiner ur-
spi Anglichen und während der Untersuchungen erweiterten Anschauung
brachte, nach welcher der durch die mediumistische Beeinflussung der
Grundsubstanz hervorgerufene Materialisationsprozeß eine Gewichts-
Vermehrung hervorrufen müsse genau im Betrage des Gewichtes der am
Schluß des Versuches zurückbleibenden Restsubstanz, wobei es passieren
kann, daß die Gewichtsvermehrung zunächst eine wesentlich größere,
jedoch nur vorübergehende, ist, hervorgerufen durch eine mit der
Bildung der festen Restsubstanz gleichzeitig vor sich gehende Entwicklung
eines gasigen Anteils, der, von der Grundsubstanz sich lösend,
eine langsame Gewichtsabnahme derselben bedingt, bis zuletzt ein Substrat
übrig bleibt, das sich aus der Grund- und der Restsubstanz zusammensetzt
und ein Gewicht aufweist, welches gleich ist der Summe desjenigen
des ursprünglichen Versuchsstückes und desjenigen der zuletzt
ablösbaren Restsubstanz.
Eine vorläufige chemische Untersuchung hat ergeben, daß diese
Restsubstanz bei den Versuchen des Vortragenden eine Art Zellulose
war. Er steht nicht auf dem Standpunkte, daß dies etwa das vielumstrittene
Teleplasma sein könne, da er letzteres nicht für einen Stoff
bestimmter chemischer Zusammensetzung liält, sondern die Ansicht vertritt
, daß die weißen Massen, die man bei verschiedenen Medien
beobachtet und als Teleplasma bezeichnet hat, je nach dem Medium
und ihrer besonderen Entstehungsweise chemisch etwas voneinander
Verschiedenes darstellen können.
Der kristallinische Zucker, der bei fast allen Versuchen des Vortragenden
die Grundsubstanz bildete, hat nach seiner Ansicht weiter
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