Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
51. Jahrgang.1924
Seite: X
(PDF, 233 MB)
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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wesend, wohl aber ihre ebenbürtige Vertreterin." „Nun," sagte ich,
„das wäre etwas für mich. Seit Kioto vermisse ich die Adressenliste
meiner Freunde und so ist schon mehr als ein versprochener Kartengruß
unterblieben." Wir traten ein. Es war eine hellerleuchtete quadratische
Halle. In den vier Ecken standen in Überlebensgröße die
Genien der vier Himmelsrichtungen. In der Mitte der angegebene
Stein und hinter ihm die Hüterin. Als unser Führer dieses sagte, daß
ich den Stein befragen wolle, machte uns die Menge höflich Platz und
die Hüterin ließ mich auffordern, in irgendeiner Sprache dem Stein
mein Anliegen mitzuteilen. Ich tat dies auf deutsch, was wohl sicher
keiner der Anwesenden verstand. Hierauf wurde ich bedeutet, den
Stein, einen ziemlich schweren Meteoriten, wie es mir schien, mehrfach
aufzuheben. Wie mir dabei erklärt wurde, sollte durch allmählich
eintretende Gewichtsveränderung von mir erkannt werden, daß ich mit
dem Geiste des Steins in Verbindung getreten sei. Allerdings kam
mir der Stein beim dritten Heben leichter vor, doch schob ich dies
darauf, daß ich rasch gelernt hatte, den Stein beim Aufheben geschickter
anzufassen.

Nun war das Orakel an der Reihe, zu reden. Es wußte von mir
nicht mehr, als daß ich nach einem verlorenen Gegenstand, ihm unbekannter
Art, gefragt hatte. Statt mit einem Gemeinplatz zu antworten
, wie der Skeptiker von einem vorsichtigen Orakel in diesem
Falle wohl erwarten durfte, z. B. ich hätte den Gegenstand auf der
See verloren, in meinem letzten Landquartier liegenlassen oder dergleichen
, antwortete es seltsamerweise wie folgt: Der Geist des Steines
erkläre der Frau, er könne mir zur Auffindung des verlorenen Gegenstandes
nicht behilflich sein, da ich bei meiner Abreise kein festes
Heim gehabt hätte. Von einem solchen aber müsse der Geist unbedingt
ausgehen, um Zeitpunkt und Ort zu erkennen, wo und wann
der Verlust eingetreten sei. Gegenüber der Richtigkeit dieser Angabe
war ich äußerst betroffen, ließ aber der Frau durch den Führer
sagen, daß ich ganz bestimmt wisse, den Gegenstand im Daibutsuhotel
in Tokio npch besessen zu haben. Mithin habe der Geist einen ganz
bestimmten Ort und Zeitpunkt, von dem er ausgehen könne. „Nein,"
antwortete die Frau, „der Geist sagt, ich hätte bei der Abreise kein
festes Heim gehabt, und darauf komme es an. Könne ich denn etwa
ein solches beschreiben, welches ich bei der Abreise verlassen hätte und
wohin ich wieder zurückkehren würde?" Diese Frage mußte ich allerdings
verneinen, und so hatte sich unsere Zwiesprache erledigt. —
Nachdenklich gingen wir nach Hause. Wie konnte das Orakel
dem Haupt einer Familie (meine Tochter stand neben mir) mit solcher
Bestimmtheil sagen, es besäße kein eigenes Heim, wenn dies
nicht einer inneren Ueberzeugung entsprach? Das war doch kein Gemeinplatz
, sondern eine Aeußerung, die nur auf meinen speziellen und
ungewöhnlichen Fall zutraf, während das Orakel, wenn es ins Blaue
hinein eine solche Behauptung auszusprechen gewagt hätte, riskieren
mußte, unter 100 Fällen 99 mal ad absurdum geführt zu werden. Es


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