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befangen zu würdigen. Sollte es gelingen, auf die hier aufgeworfenen
Fragen eine stichhaltige, allseitig befriedigende Lösung darzubieten,
dann werde ich mich unbedenklich zu der hiermit wissenschaftlich gerechtfertigten
parapsychischen Auffassung bekehren — aus Pilichtgefühl
in reinem Wahrheitsinteresse! Hochachtungsvoll zeichnet
München, den 25. Januar 1924.
Dr. phil. et theol. Anton Seitz, o. ö. Universitätsprofessor.
Hierzu teilt uns der Verfasser des betr. Artikels mit:
Erklärung.
Herr Prof. Seitz hatte in seinen Artikeln in der Beilage des „Bayr.
Kuriers" sowohl Frau Silbert in Graz wie den jungen Willy Schneider
des Betrugs beschuldigt, ohne den geringsten Beweis hierfür zu erbringen
. Dagegen empörte sich mein Gerechtigkeitsgefühl und mein
Wahrheitssinn. In seinem neuesten Artikel in der „Aüg. Rundschau"
Nummer 4 gefällt er sich in der Unterstellung, ich hätte „Lieblingsmedien
". Mit derartigen Gegnern lehne ich jede weitere Diskussion ab.
Dr. Ludwig.
Zur spiritistischen Beweisführung durch Fin£<Tah<Irticke, Herrn
Professor Dennerts Vorschlag („Psych. Studien" 1923, S. 474) hat
inzwischen wiedeiholt einen Austausch der Meinungen ausgelöst. Herr
Dr. Freudenberg wies im Dezemberheft 1923, S. 559, darauf hin,
daß Dr. Schurz in Dresden bereits Ende der 93er Jahre im Rahmen
der Psychol. Gesellschaft zu Dresden zu diesem Prüfungsversuch angeregt
hat. Aber nicht allein hinsichtlich der internen Experimentation,
sondern auch in bezug auf die Publizität in der Fachpresse kann der
Dennertsche Vorschlag keinerlei Priorität beanspruchen. Nachdem im
Jahrgang 1905 der „Psych. Studien" Assessor M. K. in drei verschiedenen
Aufsätzen*) vor allem die technische Seite dieses Experiments
beleuchtete, setzte M. K. in „Psych. Studien" 1910, S. 158 ff.
in seinem Aufsatz über die Bedeutung physikalischer medialer Kundgebungen
das Psychologische in helles Licht. Obschon in Einzelheiten
der Standpunkt des sachkundigen "Verfassers, von dem wir früher so
manchen Beitrag in diesen Blättern sahen, durch die fortschreitende
Forschung überhoh ist — seine dortigen Ausführungen übertreffen
an Gründlichkeit ihre neuere unbewußte Reproduktion von so gelehrter
Seite. Mein Hinweis möchte zeigen, daß nicht erst in unseren parapsychologischen
Tagen experimenteller Scharfsinn diese Probleme zum
ersten Male anpackt, sondern daß sich in der Literatur so vieles findet
— manchmal auch von okkultistisch-spiritistisch eingestellten Autoren —
was neuere Forscher unbeabsichtigt für sich in Anspruch nehmen. Für
einen ernsten Forscher aber vom Range des Herrn Prof. Dennert
sollte es selbstverständlich sein, daß er dlas in der wiss.-okk. Literatur
vorliegende Material beherrscht, und zu dieser Literatur gehören ganz
gewiß wenigstens die in den letzten Janrzehnten erschienenen Jahrgänge
der „Psych. Studien"!
Zur Sache selbst weist ja Dipl.-Ing. Kracht im Februarheft 1924,
S. 105, m. E. mit Recht darauf hin, daß der daktyloskooische Beweis
den nicht überzeugen kann, der einmal die Auswege des Hellsehens
und in Verbindung damit der Ideoplastie gefunden hat. Der
letztgenannte Autor sieht im handschriftlichen, fortlaufend erhaltenen
Identitätsbeweis eine reinere Quelle, die übrigens auch M. K. in
deinem oben zitierten Aufsatz nicht unbeachtet läßt. Aber sind wir
denn nun damit auf parapsychischem Neuland gelandet? Mitnichten!
*) Ps. St. 1905, S. 154 ff.: lieber die Möglichkeit eines einwandfreien
Identitätsbeweises. — Ps. St 1905, S. 355 ff: Zur Frage des Identitätsbeweises
. — Ps. St 1905, S. 584ff.: Die Daktyloskopie im Dienste
des Spiritismus.
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