Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
51. Jahrgang.1924
Seite: XVI
(PDF, 233 MB)
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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— XVI —

Mich dünkt vielmehr, es grüßt uns damit wieder der alte Aksakow
(Animismus und Spiritismus, 3. Aufl. S. 386, 650, 657), der den Fall
der postfiumen Vollendung" von Charles Dickens zu Lebzeiten begonnenem
Roman „Das Geheimnis von Edwin Drood" in des Dichters
charakteristischer Handschrift und verwandte Fälle ausführlich berichtet
. Wenn der handschriftliche Nachweis allein genügte, so wäre
die spiritistische Identifikation längst keine Frage mehr. Ein fernerer
Beweis aber dafür, wie zweckmäßig, ja unabweisbar notwendig gerade
für unsere neueren parapsychischen Forscher das Studium der
okkultistischen Standardwerke ist. Von diesem Studium sollte alle
intensive Beschäftigung mit diesen Tatsachen und Problemen ausgehen
. Kann aber heute der handschriftliche Beweis unangefochten
sich behaupten? Auch hier haben wir den experimentellen Fortschritten
Rechnung zu tragen. Nehmen wir an, das Medium fühlt sich kraft
seiner im Wesen noch unbekannten Begabung in die Persönlichkeit
eines Verstorbenen hinein, sei es auch so, daß die Erinnerungen der
bei den Sitzungen anwesenden, ja selbst der abwesenden, aber noch am
Leben befindlichen Angehörigen, Freunden oder Bekannten, eines Verstorbenen
erschaut, im Trance wahrgeträumt und dramatisiert zu
scheinbar vollem individuellen Leben gestaltet werden, dann ist es in
der Tat möglich, daß die Persönlichkeit des Verstorbenen mit all
ihrer Eigenart auf kurze Zeit ein solches Scheinleben gewinnt. Was
hindert uns dann, anzunehmen, djaß diese Scheinwrsonlichkeit in all
ihren Aeußerungen, auch der mediumistisch-handschrift-
liehen, der wirklichen Eigenart des Verstorbenen entspricht? Mit
allen individuellen Kennzeichenl DipL-Ing. Kracht denkt allerdings!
an med.-schriftliche Kundgebungen nur durch Besitzergreifen der Hand,
durch Führung des Griffels. Theoretisch das Hellsehen und das Erfühlen
fremder Persönlichkeiten zugegeben, schließt ohne weiteres die
Möglichkeit ein, daß die auf solche Weise unbewußt erworbenen —
wir müssen hier besser sagen: gestohlenen und ins unterbewußte Diebesversteck
übergeführten Kenntnisse ein andermal die Quelle
solcher sdhreibmediumistischen Kundgebungen werden. Damit entfällt
der absolute Wert derselben als völlig einwandfreier Identitätsbeweis
. Ueber den relativen Wert kann nur von Fall zu Fall
entschieden werden. — Vergleichen wir doch hiermit die Forschungsergebnisse
, die auf den Psychographologen Schermanti Bezug haben.
Reproduziert dieser „Seher" nicht auch zuweilen Handschriften, die er
in Wirklichkeit nie gesehen, die aber im Bewußtsein oder Unterbewußtsein
seiner Klienten wie in einem Archiv liegen? Diese Handschriften
sind jenen durchaus ähnlich, welche die fremden Personen schreiben. — Ich
plädiere keineswegs gegen die spiritistische Hypothese. Noch immer
ist mein Standpunkt festgelegt in „Psych. Studien" 1918, S. 241 ff.,
S. 295 ff. Ich will nur zeigen, wie schwer es ist, hier Endgültiges zu
dokumentieren, wenn wir an Einzelfällen und deren spezieller
Betrachtung und Kritik haften bleiben. Wenn nicht die Gesamtheit
der Tatsachen eine deutliche Sprache führte, die
schließlich die Spirithypothese als begründet vertrat, an jeder für sich
allein betrachteten Einzelheit, an jeder Ersdieinung, die wir nicht aus
dem Oesamtmilieu der okkulten Tatsachen zu erforschen und zu verstehen
trachten, werden wir so lange zu drehen .und zu deuteln haben,
bis daß uns der ewige Regisseur die Rolle der jenseitigen Kommunikatoren
zuweist! Dann wird es an uns sein, als neue
„George Pelhams" den schwierigen Weg der Ueberführung unserer
„Professoren Hodgson" zu beschreiten. Vielleicht finden wir dann auch
ein verstehendes Lächeln für die bange Scheu, mit der wir zu Lebzeiten
die Spirithypothese ablehnten. Wir fürchteten, mit ihr unsere akade-
* mische Arbeit und unser Ansehen zu kompromittieren ...

Walther Roßberg, Nieschütz.


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