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Klinkowstroem: Indische Oauklerkünste.
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gereichten Wollknäuel mit einem präparierten zu vertauschen verstanden
.
Bei einem weiteren Bericht aber, den Farga anführt, findet
auch er nur die Erklärung in einer von dem Fakir bewirkten Massen-
halluzinatioit Es handelt sich um das Seilexperiment in seiner alten
grausigen Form. Ich gebe den Bericht mit Vorbehalt wieder. Denn es
mag sich immerhin um eine Neuauflage der „S. EIlmore-Mystifikation"
aus dem Jahre 1890 handeln.
In der „Lahore Civil and Military Gazette" konnte man über ein
im Jahre 1898 abgehaltenes Fest, dem der englische Gouverneur, viele
Offiziere und Zivilpersonen der englischen Kolonie und europäische
Gäste beiwohnten, folgenden Bericht lesen, der am 27. Januar 1919
von der „Daily Mail" nachgedruckt wurde: „Der Magier nahm einen
großen Ball, der aus einem zusammengerollten dünnen Strick geformt
war, und nachdem er das eine Ende an seinen Sack befestigt hatte, der
auf der Erde lag, warf er den Ball mit aller Kraft in die Höhe. Statt
zurückzufallen, stieg der Ball langsam in die Höhte, wobei sich
der Slrick entrollte, und endlich verlor sich der Ball in den Wolken.
Nun befahl der Magier seinem kleinen Jungen, an dem Strick empor-
zukletiern, was dieser mit der Behendigkeit eines Affen tat. Der
Körper des Knaben wurde immer kleiner, bis er endlich in denj
Wolken verschwand. Der Magier kümmerte sich nicht mehr um ihn
und führte vor den Zuschauern einige Kunststücke aus. Dann erklärte
er, daß er die Hüfe seines Sohnes bedürfe. Er schrie ihm zu,
herabzukommen. Man hörte den* Knaben aus der Höhe antworten, daß
er nicht kommen wolle. Nachdem der Magier vergeblich seinen Befehl
wiederholt hatte, wurde er wütend und bedrohte den Jungen mit
dem Tode, falls er nicht augenblicklich' gehorche. Als aujch dies erfolglos
blieb, nahm der Magier einen Dolch' zwischen die Zähne und
begann an dem Strick emporzuklettern, bis er den Augen der Zuschauer
entschwand. Plötzlich hörte man von oben ein durchdringendes
Schmerzgeheul., und zum unaussprechlichen Entsetzen der Zuschauer
begann aus der Höhe, woher die Stimmen erschollen, Blut herabzu-
träufeln. Dann fielen blutige Körperteile zu Boden, zuerst die Beine
des Knaben, dann die Hände, der Rumpf und endlich der Kopf. Als
der letztere auf den Boden rollte, sah man den Magier den Strick
herabgleiten. Er raffte die blutigen Körperteile auf, steckte sie in
seinen Sack, begann hierauf den Strick langsam herabzuziehen und
aufzurollen. Dann öffnete er den Sack und der Junge kam unversehrt
heraus. Auf dem Boden war jegliche Spur der Blutstropfen verschwunden
."
Die Authentizität dieser Schilderung vermag ich nicht nachzuprüfen
. Ich weiß also nicht, ob es sich in diesem Fall um ein ,tat-
sächliches Vorkommnis oder um eine sensationelle Zeitungsmache
handelt. Auffallend und verdachterweckend ist, daß Branson davon
gar nichts weiß. 1
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