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414 Psychische Studien. LI. Jahrgang. 7. Heft. (Juli 1924.)
Ansicht nicht durch zahlreiche kontrollierbare Tatsachen widerlegt werden
, sondern es ist ein Indizienbeweis von beachtlicher Stärke, der
nur durch den Fall von Blanche Abercrombie, Garfield und höchstens
noch durch den von Abraham Florentius abgeschwächt, aber nicht
widerlegt v^ird. Und so befremdend zumal dem Laien eine solche
Handlungsweise erscheinen mag, so wäre es doch keine unerhörte Neuheit
, wir kennen bei den postliypnotischen Befehlen ganz Aehnliches,
indem hier ohne jedes Wissen des Tagesbewußtseins im Unterbewußtsein
verwickelte psychische Prozesse vor sich gehen und auch bei
Helene Smith werden wir Derartiges kennenlernen. Was hier auf
Suggestion hm stattfindet, kann auch auf Autosuggestion geschehen,
das unbewußte Motiv könnte Ruhmsucht sein und der Wunsch das
Fortleben nach dem Tode beweisen.
Ein anderer Typus der Mitteilungen von St. Moses wird durch
folgenden Fall repräsentiert. Moses machte Mitteilungen über die
Schutzgeister des Sohnes von Dr. Speer; der Sohn war Musiker und
die Schriften von Moses behaupteten, seine Leiter seien einige Musiker
aus früheren Jahrhunderten, über die Moses auch genauere Angaben
machte, was ihren Bildungsgang, ihr Geburts- und Todesjahr usw. betrifft
. Wie die Emsicht in ein Musiklexikon ergab, waren die Angaben
alle richtig. W i 11 i g, der damalige Schriftleiter der Psychischen
Studien (187^ S. 200), der zu der Zeit durchaus auf spiritistischem
Boden stand, bemerkt dazu sehr richtig, daß man doch zum besseren
Identitätsnachweis eine verlorengegangene Komposition \on dem Komponisten
hätte fordern sollen, an der Eigenart würde der Kenner schon
merken können, ob sie echt sei.
In diesen Fällen hat also Moses Angaben, und zwar sehr spezielle
Angaben gemocht, die er alle in einem guten Lexikon hätte finden
können. Auch sonst gab Moses vielfach Nachrichten, die er nur aus
entlegenen Nachschlagewerken hätte erhalten können. Diese Fälle
legen also die Frage nahe, ob es sich dabei überhaupt um übernormale
Nachrichten handelt, oder ob nicht andere Faktoren eine Rolle spielen.
Auch bei den Ilellsehversuchen, bei denen er in verschlossenen
Büchern las, ist diese Möglichkeit vorhanden, denn er hat, soweit ich
f-che, dabei die Aufgabe immer selbst gestellt, kann sich also vorher
auch schon die Antwort verschalft haben. Denn da er kein bezahltes
Medium war, sondern gewissermaßen selbst als Forscher tätig war,
so wurde er von den ihn umgebenden Freunden nicht entsprechend
kontrolliert.
P o d m o r e geht aber noch weiter, er meint auch, daß Moses
sämtliche physikalischen Phänomene auf ähnliche Weise erzeugt habe.
Man müßte dann annehmen, daß er recht verwickelte Vorbereitungen,
wie Herstellung von phosphoreszierenden Gegenständen und dergleichen
in einem zweiten Bewußtseinszustand getroffen habe, die vorbereiteten
Sachen habe er dann mit in die Sitzungen hereingebracht,
was, da er ja nicht kontrolliert wurde, ein leichtes gewesen sei. Wenn
eine derartige Spaltung mit so zielbewußter, geheimer Tätigkeit auch
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