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Tischner: Stainton Moses.
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bisher nicht bekannt ist, so kann man die Möglichkeit, wenn man die
Tätigkeit des Unterbewußtseins bei posthypnotischen Befehlen sowie
bei Medien wie Helene Smith kennt, nicht abstreiten, es wäre das eine
höchst interessante Erweiterung unserer Kenntnisse über das Unterbett
ußtscin und wenn man in Betracht zieht, was wir über eine derartige
Möglichkeit, ja Wahrscheinlichkeit, bei den parapsychischen Erscheinungen
bei Moses gehört haben, ist etwas Derartiges durchaus
erörternswert.
Eine interessante Bestätigung dieser Auffassung darf man in folgendem
Bericht Du Preis sehen. (Studien aus dem 'Gebiete der Geheimwissenschaften
, 2. Aufl., Bd. II, S. 270,)
Du Pre 1 berichtet aus einer Sitzung mit einem ihm neTreunr
deten Privatmedium folgendes: Es wurde eine Photographie eines
Phantoms gemacht, es zeigte sich dann auf dem Abdruck der Kopf mit
«einem Tuch von sonderbarer Zeichnung drapiert, das das Medium mit
Entrüstung selbst als das Erbstück seiner Familie« erkannte, das also,
wie Du Pre 1 ausdrücklich hinzusetzt, wahrscheinlich vom Medium
selbst aus der Kommode geholt worden war. Weiter sagt er, es liege
am nächsten, das Unbewußte des Mediums dafür verantwortlich zu
machen. Die Weigerung des Mediums, noch weitere Sitzungen zu
geben, beruhe wahrscheinlich auf der Angst, in falsches Licht zu geraten
. — Der Bericht von Du Prel, der ihn nur beiläufig bringt, ist
nicht ausführlich genug, um Genaueres über das „Phantom" usw.
sagen zu können. Man darf wohl annehmen, daß es das Medium selbst
war, <las die Gestalt mimte, dadurch wird die Angelegenheit mit dem
Tuche aber nicht berührt. Wi% ich übrigens zufällig aus privater
Quelle weiß, handelt es sich bei diesem Privatmedium um einen unantastbaren
Privatmann, Baron P. Seine eigene Entrüstung und die Tatsache
, daß er selbst auf den Tatbestand des Tuches aus seinem Privatbesitz
aufmerksam macht, zeigt wohl zur Genüge die Unschuld des
oberbewußten Menschen. Du Preis eigene Auffassung des Falles
kommt, wie wir sehen, ganz mit dieser Auffassung überein, und bildet
einen neuen Hinweis darauf, welche extremen Persönlichkeitsspaltun-
gen bei Medien vorkommen.
Es fragt sich nur, wird dadurch bei St. Moses auch alles
erklärt, was von zuverlässigen Berichterstattern mitgeteilt wird. Da
aber hat es sich Podmore etwas leicht gemacht, er ist von vornherein
der Ueberzeugung, daß es die paraphysischen Erscheinungen
nicht geben könne und daß alles auf Betrug, Irrtum usw. beruhe, und
so hat er die dieser Vermutung entgegenstehenden Tatsachen nicht
genügend beachtet.
Wenn er meint, daß das Medium alles allein auf normalem Wege
gemacht habe, so steht dem der Bericht von C o x entgegen, daß der
Tisch sehr schwer gewesen sei, so daß zwei Menschen ihn kaumi
bewegen konnten. Vielfach wird ausdrücklich bemerkt, daß die Phänomene
bei voller Beleuchtung vor sich gingen, wie die Erhebung
eines schweren Tisches samt dem daraufstehenden Geschirr. Man ver-
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