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Marcinowski: Zur Verwilderung wissensch. Berichterstattung. 425
Wirkung als Fernwirkung kennzeichnen, wobei es also ausgeschlossen
werden muß, daß die Erscheinungen sich in Reichweite
des Mediums abspielen.
Das Buch von Schrenck-Notzing enthält nicht nur die Berichte
von solcher Beweisführung durch zahlreiche Versuche, sondern
es ist dem Verfasser gelungen, die auf diesem Gebiet sich betätigende
Forschung zu der Anerkennung zu nötigen, daß dieser Beweis noch
niemals bisher in so zwingender Weise geführt worden
ist. Alle Welt weiß, mit welcher peinlichen Gewissenhaftigkeit z. B.
die englische „Society of Psychological Researche" solche Dinge zu
untersuchen pflegt. Nun die zur Kontrolle nach München entsandten
Herren mußten anerkennen, daß die Erscheinungen noch niemals
unter so absolut zwingenden Kontrollbedingungen erzielt worden sind.
Die Arbeit Schrenck-Notzings war also eine wissenschaftliche
Tat ersten Ranges. Und auch noch niemals hat man mit einem Medium
operiert, das sich willig an der Herausarbeitung zwingender Beweisführung
in solchem Maße beteiligt hat, wie es hier der Fall war. Selbstverständlich
blieb man an die natürlichen Gesetze des Auftretens
solcher Erscheinungen gebunden, und da es sich um Wirkungen«
handelt, die von stofflichen Bildungen herrühren, diese stofflichen
Bildungen aber nicht lichtbeständig sind, oder richtiger
gesagt erst im Laufe vieler Monate eine immer stärkere Lichtbeständigkeit
, besser einen stabileren Konsistenzgrad erreichen, so müssen sich
die Versuchsbedingungen selbstverständlich der Natur der beobachteten
Erscheinung anpassen und man mußte in abgedämpftem
Licht arbeiten, genau wie das z. B. die Entwicklung eines photographischen
Bildes verlangt, das kein ernsthafter Mensch für Betrug
ansprechen wird, weil es eine Dunkelkammer mit Rotlicht erfordert.
Der Artikel Schreiber erweckt aber sehr geschickt den Eindruck,
als wenn die LIntersuchungsarbeit fast im Dunkeln geschehen wäre.
Es ist das also eine tendenziöse Irreführung des Lesers, da es sich dabei
um Belcuchtungsverhältnisse handelte, bei denen man auf Entfernung
von 3 m und darüber eine Gesellschaft von 6—8 Personen bequem
übersehen konnte und auch den Wechsel ihrer Gesichtszüge und die
Bewegung ihrer Hände und Glieder wahrzunehmen imstande war,
ganz abgesehen davon, daß materialisierte Gebilde sich auch häufig
unmittelbar in dem Lichtkegel der nur nach oben und den Seiten hin
abgewendeten Tischlampe demonstrativ darboten.
Wenn diesen Erscheinungen dabei die Aufgabe gestellt war, sich
den Sitzungsteilnehmern unwiderleglich zu sinnfälliger Wahrnehmung
zu bringen, so mußte sie sich entweder zu sichtbaren
Gebilden verdichten, oder irgendwelche Geräusche und Klangwirkungen
hervorrufen, oder sich durch Berührung der Sitzungsteilnehmer
als vorhanden erweisen. Damit ist eine Situation gegeben,
die etwa dem entsprechen würde, wenn jemand im Besitz einer Tarnkappe
, also unsichtbar für die Anwesenden, sein Dasein merkbar zum
Ausdruck bringen sollte. Auch dann ständen diesem Etwas nur sehr
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