Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
51. Jahrgang.1924
Seite: 434
(PDF, 233 MB)
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434 Psychische Studien. LI. Jahrgang. 7. Heft. (Juli 1924.)

Zungenkrebs operiert werden. Am Morgen des für die Operation festgesetzten
Tages fanden die Aerzte die Frau gebeilt. Sie hatte sich
dem Gebet des Pater Pio empfohlen. Er soll ferner die Gabe
der Levitation besitzen. Als es ihm eines Tages unmöglich war, von
seinem Beichtstuhl aus durch das Gedränge des Volkes in die Sakristei
zu gelangen, um sich zur Meßfeier anzukleiden, soll er über die Köpfe
der Leute dahin geschwebt sein. Ja es wird sogar behauptet, daß auch
die sogenannte Bilokation (Verdoppelung) zweimal an ihm beobachtet
worden sei. Merkwürdig sei, daß sein Gesicht, wenn er photographiert
wurde, niemals deutlich auf dem Bild zum Vorschein komme, wenn
auch alles übrige scharf ausgeprägt war.

Die perscrutatio cordium (Seelenschau der christlichen Mystik)
sei ihm ebenfalls eigen. Als Beispiel hierfür bringe ich den Bericht
eines bayrischen Adeligen, der Pio aufgesucht hatte, um sich übeor
Dinge, die ihn innerlich bewegten, mit ihm zu besprechen. Sein Erstaunen
war groß, als der Pater über eben diese Angelegenheiten mit
ihm sprach, noch bevor er sie ihm hatte eröffnen können.

Als glaubwürdig erscheint mir auch folgendes Ereignis, für das
sich jener deutsche Kapuzinerpater, der mit San Giovanni in Verbindung
steht, verbürgt. Der Redakteur einer süditalienischen Zeitung
wollte aus Neugier Pater Pio sprechen. Da dieser aber einen großen
Teil des Tages im Beichtstuhl zubringen muß, fand er es geraten, sich
einfach an dessen Beichtstuhl einzustellen, aber natürlich nur zu einer
Unterredung, picht zur Beichte. Allein Pater Pio empfing ihn sofort
mit den Worten: ,,Sie sind zwar zu einem andern Zweck gekommen,
aber beichten Sie nur, es tut Ihnen not." Der betroffene Redakteur
kniete unwillkürlich nieder und begann seine Beichte. Wie erstaunte
er aber, als Pio ihm während derselben sagte: „Sie haben auch dies
und das an jenem Ort und zu jener Zeit getan." Der Redakteur soll
das, was ihm da begegnet war, in seinem Blatt veröffentlicht haben und
aus einem Gegner ein Freund Pios geworden sein.

Das Interessanteste ist mir nun aber folgendes. Die katholischen
Zeitungen brachten vor einigen Wochen übereinstimmend die
Nachricht, die Entscheidung der römischen Untersuchungskommission
sei dahin ausgefallen, daß die an Pater Pio beobachteten Erscheinungen
nicht als Wunder aufgefaßt werden müßten. Demnach hat diese Kommission
in kluger Zurückhaltung sich geäußert, wohl in Kenntnis der
Resultate der modernen parapsychischen Forschung. Sie hat also Abstand
davon genommen, die supranormalen Erscheinungen ohne
weiteres als supranaturale zu erklären. In der Tat gibt es in der
Geschichte des Mediumismus manche Parallelen zu wohl beglaubigten
Phänomenen der christlichen Ilagiologie, so daß man zu dem Urteil
kommen kann, daß beides auf einen gemeinsamen Untergrund der
menschlichen Psyche beruht, wobei freilich nicht ausgeschlossen ist,
daß zur vollen Ausgestaltung gewisser staunenswerter Phänomene im
Leben der Heiligen die Naturkraft allein nicht ausreicht. So denke ich
mir z. B. die Stigmatisation als ein Zusammenwirken von Natur und


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