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Vom Büchertisch.
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zu dogmatischen Ergebnissen kommt, sondern alle Möglichkeiten «erörtert
und die Entscheidung oft in der Schwebe läßt, gerade deshalb wirkt
das Büchlein so anregend. Besonders sei auf seine eindringende und
originelle Erörterung des Freiheitsproblemes hingewiesen, das er nach
allen Seiten wendet, ohne doch schließlich zu einem endgültigen Ergebnis
zu kommen. Aber es ist nicht verlorene Mühe, das zu lesen, es
fallen dabei sehr beachtenswerte Schlaglichter auf Begriffe wie Oesetz,
Zufall usw. — Endlich sei bemerkt, daß das Buch auch insofern bemerkenswert
ist, als hier zum ersten Male seit Jahrzehnten wieder ein
Philosoph die metapsychischen Tatsachen bei den metaphysischen Fragen
in der Beweisführung als gesicherte Tatsachen mitverwendet. Ob er
bei seinen Kollegen bald Nachfolger findet? Tisehn er.
Ren6 Sudre, La Lutte pour la metapsychique. Paris,
Leymarie, 1924. 2i/2 Fr.
Herr Rene Sudre, der bekannte Mitarbeiter der Revue Metapsychique,
hat mit seinem Schriftchen unserer Sache einen großen Dienst erwiesen.
Er bespricht darin die Versuche Schrenck-Notzings mit Willi Sch. und
die Experimente des Institut Metapsychique mit Ouzik; ausführiieh erwähnt
er auch die negativen Berichte der zwei Sorbonnekommissionen
über Eva C. und Ouzik. Es ist sehr anerkennenswert, und sollte Freunden
und Feinden des Okkultismus ein leuchtendes Beispiel der Loyalität
sein, daß Sudre die Verdachtsgründe der Sorbonne gegen Ouzik ausführlich
mitteilt, so daß sich der Leser selbst ein Urteil bilden kann.
Er bestreitet, daß diese Verdachtsgründe ausreichen,, um Guziks Betrug
in der Sorbonne zu erweisen, mag man mit ihm hierin übereinstimmen
oder nicht, sicher ist, daß die Gründe nicht genügen, um die von
Dr. Geley und seinen Mitarbeitern in 150 Sitzungen mit Ouzik beobachteten
unvergleichlichen Phänomene hinfällig zu machen. Sehr gut
ist der Abschnitt über den Betrug der Medien und Sudres Ablehnung*
aller Strömungen, die den Okkultismus zu einer Religion statt zu einer
Wissenschaft machen wollen. R. Lambert.
Dr. Gustave Geley. L'ectoplasme et la clairvoyance, observations et
experiences personnelles, avec 51 planches hors texte et 103 figures.
Felix Alcan, Paris, 1924. 450 pages, 35 Fr.
Das im stattlichen Bande vorliegende Werk des bekannten französischen
Pioniers der Parapsychologie umfaßt die Beobachtungen und
Experimente, welche Dr. Gustave Geley hauptsächlich im internationalen
metapsychischen Institut bis heute gemacht hat. Zum größten Teil wurden
darüber bereits besondere Arbeiten in der Revue Metapsychique
veröffentlicht. Es handelt sich also um die neben den Werken Richets,
Morseiiis und des Verfassers umfassendste Materialsammlung.
Nach dem Vorbild Richets ordnet Geley seinen Stoff in zwei Teile,
in subjektive und objektive Phänomene. Der einleitende Abschnitt:
„Einführung in das praktische Studium des Mediumismus" bezieht sich
wohl mehr auf die Experimente der Parapsychophysik. Der erste Teil
des Werkes behandelt das Hellsehen, die bekannten Versuche mit dem
Ingenieur Ossowiccki, ferner eine längere von 20 verschiedenen Beobachtern
getrennt durchgeführte, aber im Resultat übereinstimmende
Untersuchung einer professionellen Hellseherin Madame B., außerdem
Todesvorschau, und einige besonders merkwürdige Prophezeiungen aus
neuerer Zeit.
Der zweite den objektiven Phänomenen, also der Parapsychophysik,
gewidmete Teil des Werkes: „Ektoplasmie" (Teleplastie) bringt im
ersten Abschnitt einen Bericht über Geleys Nachprüfungsversuche an
Eva C. Obwohl die Beobachtungen an diesem Medium zwei Jahre umfassen
, werden nur die Berichte über neun Sitzungen in extenso mitgeteilt
. Daß dieselben ebenso wie die englischen Resultate mit den
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