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448 Psychische Studien. LI. Jahrgang. 7. Heft. (Juli 1924.)
Die Schwingungen der Wage wurden durch den Referenten bei
den einleitenden "Versuchen visuell beobachtet, derart, daß er in Abständen
von io bis 20 Sekunden die jeweilige Größe der Amplitude
der Wage punktweise aufnahm und notierte, bis er dazu überging, die
Schwingungen automatisch zu registrieren. Zu dem Zwecke wurde die
Wage mit einer elektrischen Uebertragungsvorrichtung versehen, die
aus einem an der Wage angelöteten dünnen Kupferdraht bestand, der
in ein Gefäß mit Quecksilber eintauchte. Beim Schwingen der Wage
wurde die Eintauchtiefe des Drahtes und damit der elektrische Widerstand
des freien Teils desselben periodisch verändert, so daß ein in
entsprechender Weise durchgeleiteter elektrischer Strom einer konstanten
Spannungsquelle im Sinne der Schwingungen der Wage
Schwankungen seiner Stärke erlitt. Dieser Strom wurde durch ein
Spiegelgalvanometer geleitet, das nun seinerseits Schwingungen vollführte
, die denen der Wage entsprachen. Trotzdem die Uebertragungsvorrichtung
nicht sauber funktionierte — wegen einseitiger Wirkung
der kapillaren Kräfte zwischen Kupferdraht und Quecksilber — konnten
mit dieser doch die Größenverhältnisse der Wageschwingungen
einigermaßen befriedigend registriert werden, wenn auch nicht ihre
genaue Form.
Die Quecksilberübertragungseinrichtung wirkte gleichzeitig als
Dämpfung. Trotz derselben kamen bei einer neuen Versuchsreihe mit
der Versuchsperson mehrfach anhaltende Schwingungen der Wage zustande
, was ja zuerst bei gedämpfter Wage nicht erreicht worden war.
In den erhaltenen Diagrammen befinden sich nun auch mehrere Perioden
von Schwingungen gleichbleibender Amplitude, deren größte
von der Größenordnung von zwei Minuten ist. Eine derartige Periode
von Schwingungen unveränderlicher Amplitude ließ sich nun wegen
der vorhandenen Dämpfung unmöglich durch direkte mechanische Einwirkung
auf den Experimentiertisch erzeugen, wie durch die verschiedenartigsten
seitens des Referenten angestellten Versuche, die auch
registriert wurden, eindeutig und zwingend festgestellt worden ist.
Da Luftströmungen bei dem gänzlich geschlossenen Glaskasten nicht
als antreibendes "Moment in Frage kommen konnten, und auch nicht
elektrische oder magnetische Kräfte und ebensowenig etwa Wärme-
sirömungen, so ist durch den Charakter der Diagramme erwiesen, daß
die Wageschwingungen durch bisher nicht gekannte Kräfte hervorgerufen
worden sein müssen. Die treibenden Kräfte führt der Referent
nun auf die mediumistische Veranlagung der Versuchsperson zurück,
welche Annahme durch die beobachteten Beziehungen zwischen dem
Gemütszustand der Versuchsperson, dem Verhallen ihres Pulses, ihrer
Atmung und auch ihrer Ilandtemperatur und den Schwingungen der
W age wahrscheinlich gemacht wird.
Die bisher beschriebenen Versuche mit der Wage wurden im Laboratorium
des Referenten in Kopenhagen angestellt Ende des Jahres
1921. Im April des folgenden Jahres hatte dei Referent, einer freundlichen
Einladung folgend, Gelegenheit, einen Erholungsaufenthalt auf
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