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452 Psychische Studien. LI. Jahrgang. 7. Heft. (Juli 1924.)
bei denen noch visuell beobachtet wurde, festgestellt worden, daß die
damaligen Wagebewegungen nicht etwa durch einen elektrisch leitenden
„psychischen Arm" oder „Träger" im Sinne Crawfords erzeugt
wurden. Der Referent war damals sehr interessiert, eine Feststellung
von Youri£vitch-Paris nachzuprüfen, der beobachtet hat, daß bei tele-
kinetischen Phänomenen der Raum zwischen dem Körper der Versuchsperson
und dem telekinetisch beeinflußten Gegenstand die Eigenschaften
eines elektrischen Leiters annahm. Deshalb traf der Referent bei seinen
ersten Versuchen in Kopenhagen eine Anordnung, bei welcher der
Wagebalken gegen Erde durch Bernstein isoliert und im übrigen mit
der Nadel eines Elektrometers verbunden war, welche auf ein Potential
von 4oo bis 5oo Volt aufgeladen wurde. Wurde die ganze Anordnung
im geladenen Zustande sich selbst überlassen, so wurde wegen der unvermeidbaren
Unvollkommenheiten der Isolation eine gewisse, sehr geringe
Entladungsgeschwindigkeit des Elektrometers beobachtet. Würden
nun die Wageschwingungen durch irgend eine Art von elektrisch leitendem
Träger hervorgerufen worden sein, so hätte sich die Entladungsgeschwindigkeit
des Elektrometers wesentlich verändern müssen mit
Auftreten der Wageschwingungen. Eine solche Veränderung der Ent-
ladimgsgeschwindigkeit wurde nun aber nicht beobachtet, es zeigte sich
im Gegenteil mit sehr befriedigender Klarheit auch während der Perioden
größter Amplituden der Wage eine unveränderte Entladungsgeschwindigkeit
des Elektrometers.
Leider konnte diese Anordnung wegen zu großer Isolationsschwierigkeiten
nicht mehr beibehalten werden, als mit der Registrierung
durch die Tauchkontaktvorrichlung im Kopenhagener Laboratorium
begonnen wurde, so daß sich keine allzuweit gehenden Schlußfolgerungen
aus den beschriebenen Feststellungen ziehen lassen. Im
Hause der Versuchsperson dagegen wurde die elektrometrische Kontrollschaltung
wieder aufgebaut. Es mußte aber auf eine Registrierung
der Elektrometerausschläge auch hier wieder verzichtet werden, da das
Elektrometer auf der Reise beschädigt worden war und sein Isolations-
zustand dadurch gelitten hatte.
Ebenso mußte wegen zu großer technischer Schwierigkeiten auf
die automatische Registrierung der Handtemperatur der Versuchsperson,
ihrer Atmung und ihres Pulses verzichtet werden, trotzdem der Referent
dies ernstlich in Aussicht genommen hatte, dä er sich bewußt war,
daß sein Landaufenthalt bei dei Versuchsperson voraussichtlich sein
letztes Zusammensein mit dieser sein würde und so auch die letzte Gelegenheit
zu einer Untersuchung ihrer mediumistischen Leistungen.
Es ist im übrigen wohl auch leicht verständlich, daß in einem improvisierten
Laboratorium, wie es durch die passend hergerichtetc gute
Stube der Versuchsperson dargestellt wurde, nicht so ohne weiteres
physikalisch-physiologische Messungen vorgenommen werden können,
zu denen sonst unter gewöhnlichen Umständen schon umfangreiche
HilfsmitteJ und umständliche Vorbereitungen notwendig sind.
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